Wassenberg Geschichte im Dorf erlebbar machen

Wassenberg · Die Museumsgruppe Orsbeck-Luchtenberg vermittelt Kindern und Erwachsenen im Martinus-Kirchturm die Ortsgeschichte.

 Im Mittelpunkt der Ausstellung im Kirchtrum von St. Martinus Orsbeck steht das alte Kirchturms-Uhrwerk. Eltern und Kinder treffen sich regelmäßig, um das Museum weiter auszubauen.

Im Mittelpunkt der Ausstellung im Kirchtrum von St. Martinus Orsbeck steht das alte Kirchturms-Uhrwerk. Eltern und Kinder treffen sich regelmäßig, um das Museum weiter auszubauen.

Foto: Uwe Heldens

Wassenbergs Ortsteil Orsbeck gehört wohl zu den ältesten Sprengeln im Rurtal. Aus Römer-, Frankenzeit und Hochmittelalter gibt es Siedlungsspuren, und die St. Martinuskirche, vor allem ihr Turm (11. Jahrhundert), ist wohl eines der ältesten kirchlichen Denkmale in der Region. Und doch kämpfen viele Einheimische heute gegen das (unberechtigte) Image ihres Dorfes, ein "verschlafenes Nest" zu sein, in dem vor allem für die Jugend nichts los ist. Dem stemmt sich seit einem reichlichen Jahr eine Gruppe engagierter Bürger/Eltern entgegen, die nicht nur die beachtliche Geschichte des Örtchens aufarbeiten und entsprechend präsentieren wollen, sondern auch die Dorfjugend mit einem extra Angebot dabei mitnehmen.

Bildung, Gemeinschaftspflege und Jugendarbeit - so lautet der Dreiklang, dem sich Initiator Christoph Steffens mit Ehefrau Marion sowie die Familien Michael und Marina Becker und Uli Bezjak an vorderster Front verschrieben haben. Die "Museumsgruppe Orsbeck-Luchtenberg", so der Name, ist aus der Pfarre St. Marien hervorgegangen. Die überließ der Elterngruppe auch die beiden Räume im Kirchtrum, in denen sich seit wenigen Monaten ein kleines Museum entwickelt hat.

In der Mitte sorgt die alte Kirchturm-Schlaguhr (ohne Ziffernblatt) für den Hingucker, drumherum belegen Ausstellungsstücke, etwa römische Funde, Urkunden oder Abbildungen aus den letzten Jahrhunderten, das breite Geschichtsinteresse der Initiatoren.

Erstaunlich, dass in wenigen Monaten bereits (neben einem Faltblatt zur Martinuskirche) an die zehn Klein-Broschüren mit Dokumenten-Auszügen zu unterschiedlichen Kapiteln der Ortsgeschichte entstanden sind, die im Museumsraum zum Stöbern und auch zur Mitnahme bereitliegen: Ob über Orsbeck in der Franzosenzeit, Auszüge aus dem Tagebuch von Alt-Pfarrer Johannes Gehlen vom Kriegsende, Kirmes 1923 oder Orsbeck-Luchtenberg als Tatort mysteriöser Verbrechen - heimatkundlich Interessierte finden hier die unterschiedlichsten "Aufhänger".

Und Kinder und Jugendliche werden vielfältig einbezogen, wie Niels (9), Emma (12) und Gerrit (15) erzählen. Sie treffen sich regelmäßig zu Gruppenstunden, machen Ausflüge etwa zur historischen Motte Alde Berg in Dalheim oder zum Freilichtmuseum in Grefrath/Kreis Viersen. Sie finden es spannend, über alte Zeiten zu erfahren und Christoph Steffens auf seinen Sondengängen in der freien Feldflur zu begleiten. Der Hobbyarchäologe hat die verbriefte Erlaubnis des Landschaftsverbandes Rheinland, seinem Interesse sachkundig nachgehen zu dürfen. Er ist der Kopf der Orsbecker "Forscher", der nicht nur nach alten Scherben sucht, sondern auch gern die Archive des Landes nach lokalen Dokumenten durchforstet.

In Orsbeck und der Pfarrgemeinde haben sich die Aktivitäten der Museumsgruppe schon herumgesprochen. "Die Resonanz auf die Öffnungszeiten des Turmmuseums jeden zweiten Sonntag im Monat ist lebhaft, Ältere erzählen von früher und bringen alte Fotos und Dokumente mit - genau das wollen wir erreichen", sagt Christoph Steffens. "Wissen soll nicht aussterben, sondern weitergegeben werden." "Und das wollen wir an die Kinder vermitteln", fügt Michael Becker hinzu.

Ende Januar lädt die Museumsgruppe zu einer großen Ausstellung ins Pfarrheim Orsbeck ein. Von Verschlafenheit also keine Spur.

(RP)
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