Wassenberg Jugendstil in der Stadt stärker markieren

Wassenberg · Auf der Suche nach der Jugendstilzeit und deren baulichen Zeugnissen im Zentrum von Wassenberg. Henk Verbeek, Kunstdozent aus Roerdalen, hat einen Almanach über die Geschichte der Baustile in der Rur-Region geschrieben.

 Henk Verbeek (l.) und Walter Bienen stehen vor einem der Wassenberger Jugendstilbauten. Die Theissen-Villa liegt an der Roermonder Straße direkt gegenüber dem neuen Rathaus.

Henk Verbeek (l.) und Walter Bienen stehen vor einem der Wassenberger Jugendstilbauten. Die Theissen-Villa liegt an der Roermonder Straße direkt gegenüber dem neuen Rathaus.

Foto: JÜRGEN LAASER

Einen Rundgang zu den Jugendstil-Bauten in Wassenberg unternahm jetzt der neue ehrenamtliche Denkmalschutzbeauftragte der Stadt, Walter Bienen, ohnehin schon bekannt für seine Aufgabenerfüllung in Heimatforschung und -darstellung sowie in der Pflege der Mundart. Die Inspektion ergab mehr als ein Dutzend Häuser, die der kurzen Epoche des Jugendstils zugeordnet werden können.

Dass die Zuordnung ziemlich perfekt gelang, ist auch dem Berater zu verdanken, den Walter Bienen neben der Tourismusbeauftragten der Stadt, Sabrina Martin, mit auf den Fußweg durch einen guten Teil der Innenstadt nahm: Henk Verbeek, renommierter Künstler und Kunstdozent aus Roerdalen, der im Auftrag der Künstlervereinigung "Kunststroom" in diesem Jahr einen monumentalen Almanach über die Geschichte der Baustile des Landes an der Rur vorgelegt hat: "Land aan de Roer - Gezoend door de Muzen en vertrapt door Mars" in Niederländisch und in Deutsch: "Land an der Rur - von den Musen geküsst und vom Mars geschunden".

Walter Bienen griff nach Amtsantritt die Leitlinie auf, die im Januar in einer Bürgerveranstaltung von Bürgermeister Manfred Winkens vorgegeben worden war: "Wir müssen mit Bürgern, Stadt und Gewerbeverein in diesem Jahr Zeichen setzen, damit in unserer Innenstadt etwas in Bewegung kommt!" Geschäftsleerstände und Baulücken sollen gefüllt, die Aufenthaltsqualität soll verbessert werden.

Walter Bienen waren als Architektur-Interessent einzelne Exemplare von Häusern in Wassenberg aufgefallen, die entweder vollständig oder teilweise dem Jugendstil zuzuordnen sind. Die Epoche des Jugendstils in Kunst und Architektur lässt sich auf die Zeit zwischen 1880 und 1915 einordnen, eingrenzen und ist gekennzeichnet durch Ornamente mit geschwungener und graziöser Linienführung und ästhetischen Formen von Menschen, Tieren und Pflanzen. Runde Elemente und korbbögige Fenster sind ebenso starke bauliche Merkmale wie abgewalmte Dächer, Stuckbänder und unter anderem glasierte Kacheln.

Beispiele dafür in Wassenberg sind die "Villa Nina" vor dem neuen Rathaus, 1905 entstanden, dann schräg gegenüber die Theissen-Villa mit typischen Krüppelwalmdächern, der frühere Bahnhof und die rechts daneben liegende Villenanlage, die für eine frühere Landproduktehandlung mit Bahnanschluss gebaut worden war. Ein prägnantes Beispiel auch das Haus mit der Nummer 6 in der Kirchstraße von 1908 mit Korbbogen- und Sprossenfenstern. Allerdings nur in den Obergeschossen, wie unschwer am Tattoo-Outfit in Parterre zu erkennen ist. Wenn auch die Jugendstilarchitekten "überall geklaut haben wie in Barock und Klassizismus", so Henk Verbeek, derartige Verklinkerungen und Groß-Glasscheiben gehören nicht dazu.

Und da möchte auch Walter Bienen ansetzen. Er möchte mit Hausbesitzern, denn es gibt in Wassenberg mehrere solcher Fälle, über Korrekturen ins Gespräch kommen. Derzeit spricht er mit Bauherren und Architekten neuer Projekte, um sie zumindest zu Einzel-Jugendstilelementen an den Bauten zu bewegen. "Jugendstil kann für Wassenberg zu einem Alleinstellungsmerkmal werden, wenn wir ihn denn stärker markieren", ist sich Walter Bienen sicher. Als starkes Beispiel dafür hat er sich in der Stadt Traben-Trarbach an der Mosel bereits umgesehen.

(isp)
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