Viersen Per Auto in die Lange Straße

Viersen · Seit Jahren wird immer wieder der Wunsch geäußert, die in den 1980er Jahren in der Lange Straße eingerichtete Fußgängerzone teilweise für Pkw zu öffnen. Jetzt liegt der Politik ein entsprechender Bürgerantrag vor.

 An der oberen Lange Straße (Bürgerhaus) in Dülken wird der Verkehr in die Gasstraße abgeleitet. Die Lange Straße ist als Fußgängerzone für den normalen Autoverkehr tabu. Das will eine Initiative ändern.

An der oberen Lange Straße (Bürgerhaus) in Dülken wird der Verkehr in die Gasstraße abgeleitet. Die Lange Straße ist als Fußgängerzone für den normalen Autoverkehr tabu. Das will eine Initiative ändern.

Foto: BUSCH

"Als meine Eltern vor 43 Jahren die Metzgerei eröffnet haben, da bretterten noch Autos jeder Größe hier durch." Das möchte Metzgermeister Stefan Brockers auf keinen Fall wieder erleben, trotzdem hat er einen Bürgerantrag an den Ordnungs- und Straßenverkehrsausschuss gestellt, "dass die Fußgängerzone Lange Straße in einer Richtung mit Schritttempo befahrbar ist (Spielstraße) und dass Kurzzeit-Parkplätze eingerichtet werden". In der nächsten Sitzung des Aussschusses am 14. Februar will Brockers seine Argumente vortragen.

"Überall gehört das Auto dazu, doch die Stadt Viersen will es raushaben." Der Metzgermeister hat in den 16 Jahren, die er jetzt sein Geschäft an der Lange Straße 17 führt, rund 35 Prozent seines Umsatzes verloren. "Früher hielten immer wieder Handwerker und Lieferanten vor meiner Tür und kauften sich schnell ein paar Brötchen und tranken eine Tasse Kaffee. Doch jetzt sehe ich nur noch wenige vor allem alte Leute vorübergehen. Die brauchen kaum noch etwas." Die schwindende Kaufkraft in Dülken aufgrund der alternden Bevölkerung beklagt Brockers besonders.

An Politiker gewandt

Vor zwei Jahren hat er sich deshalb zunächst an die für Dülken zuständigen Politiker gewandt. Unterstützung fand er bei Manfred May, dem früheren Vorsitzenden der Werbegemeinschaft "Dülken dynamisch". Er half Brockers, die Formalitäten einzuhalten, so bei der Erstellung von Unterschriftslisten. Innerhalb von nur zwei Tagen sammelte Brockers in den Geschäften an der Lange Straße, deren Inhaber sich ihm anschlossen, rund 350 Unterschriften von Dülkener Bürgern – allein in seinem Geschäft 120 –, die für eine Öffnung der Lange Straße für Pkw sind. Die Wege von den umliegenden großen Parkplätzen wie Westwall, Westgraben und Nordgraben seien uninteressant für die Kunden: "Dort gibt es keine Geschäfte, nur Unkraut und ungepflegte Bürgersteige." Und immer wieder hört Brockers: "Wir würden ja kommen, wenn wir ranfahren könnten." Ein Einzelhandelsgeschäft nach dem anderen schloss, die Läden – eigentlich in so genannter Toplage – bleiben leer. Der engagierte Dülkener Metzger ist sicher, dass eine Öffnung der Fußgängerzone wirtschaftliche Vorteile für alle Einzelhändler bringen würde. Und die aufgeschreckten Anwohner beruhigt er: "Wir wollen ja keine Rennbahn, sondern nur, dass jeder unsere Geschäfte vom Auto aus sehen und anfahren kann."

Brockers weiß bei seiner Initiative auch die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammer hinter sich. Deren Leiter des Geschäftsbereichs Starthilfe, Andree Haack, kennt sich gut aus in Dülken und bezeichnet den Antrag als eine "angemessene Sache". Und auch der Einzelhandelsverband nennt die Öffnung "zeitgemäß".

(flo)
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