Viersen Mit dem Hirten auf dem Feld

Viersen · Sommers steht die Moorschnuckenherde von Schäfer Werner Lupp im Brachter Depot. Derzeit gönnen sich die wolligen Landschaftspfleger in Grevenbroich eine Winterpause, bevor sie im Mai zurück nach Brüggen kommen.

Brüggen/Grevenbroich Rundherum ist alles weiß: Die Felder, die um Grevenbroich-Barrenstein ein bisschen hügelig werden, der Himmel, schwer von Schnee, und die Schafe, die sich kaum von der umgebenden Landschaft abheben. Einzig Schäfer Werner Lupp ist auch von fern gut zu erkennen im dunkelgrünen Lodenmantel. Den Winter verbringt der 33-Jährige mit seiner Herde in Grevenbroich. Dort wohnt Lupp mit seiner Familie, dort hat schon sein Vater Schafe gezüchtet, der Großvater auch. Den Sommer verbringen die wolligen Landschaftspfleger im Brachter Depot: Dort sorgen sie von Mitte Mai bis Ende September emsig kauend dafür, dass die Heidelandschaft erhalten bleibt. Ohne die Schafe würden sich Bäume wie Birken oder Kiefern im offenen Gelände des Depots ansiedeln, die Heide hätte keine Chance.

Auf dem Feld bei Barrenstein finden die rund 600 Tiere jetzt bei Eis und Schnee aber nicht genügend Futter. Zwar ernten sie die Reste von Zuckerrüben ab, die auf dem Feld standen, doch Lupp muss zufüttern. "Wenn es taut und der Schnee weg ist, finden die Schafe auch wieder genügend zu fressen", sagt Lupp. Damit die Schafe auf diesem Feld bleiben und nicht über andere, benachbarte Felder laufen, hat Lupp seinen beiden Hütehündinnen Senta und Fee gezeigt, wo die Parzelle endet. Den ganzen Tag über achten die Hündinnen darauf, dass kein Schaf diese unsichtbare Grenze überquert und vielleicht nebenan nach Fressbarem sucht. Anweisungen muss Lupp seinen vierbeinigen Hilfsschäfern nicht geben, "Fee und Senta arbeiten gut allein". Von morgens bis abends ist er mit den Schafen draußen. Abends wird die Herde dann in einen Pferch in der Nähe getrieben, morgens geht es wieder raus. Mehr als 300 Tiere bleiben im Pferch, mit rund 600 Schafen ist Lupp unterwegs. Finden die Schafe auf einer Parzelle nichts mehr zu fressen, zieht der Schäfer mit ihnen weiter. Ein eintöniger Job? Keineswegs, sagt Lupp. "Mittags zum Beispiel bleiben die Schafe zwei Stunden liegen zum Wiederkäuen, aber morgens und abends ist genug zu tun. Ich muss Klauen schneiden, nach den kranken Tieren sehen und hochtragende Mutterschafe in den Stall bringen, damit sie dort in Ruhe lammen können."

Kalt ist dem Schäfer nicht: Er trägt dicke Wanderschuhe, Lederhose, Wollpulli und Lodenmantel. Der Schäferhut schützt den Kopf vor Kälte, und zum Aufwärmen zwischendurch setzt sich Lupp ins Auto, in dem er zwischen Pferch, Feld und Zuhause pendelt. Auch den Schafen mache die Kälte nichts aus: "Jedes Schaf hat etwa drei Kilo Wolle drauf, da spüren die Temperaturen um 15, 20 Grad minus überhaupt nicht."

Lupp ist Schäfer in der achten Generation. Etwas anderes habe er nie machen wollen, verrät er, "wenn man damit groß wird, kommt man gar nicht auf die Idee, vielleicht einen anderen Beruf ergreifen zu wollen". Von klein auf war er bei den Schafen, hauptberuflich ist er seit 1993 Schäfer. Die Stille bei der Herde sei ihm ganz recht, sagt Lupp, "auf dem Feld fühlt man sich als Schäfer am wohlsten". Auch heute wird er bei seiner Herde sein – wie an jedem anderen Tag im Jahr auch. Gefeiert wird am Abend – wenn die Tiere im Stall sind.

(RP)
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