Viersen Lange Straße nichts für Autos

Viersen · Bei einer Bürgerversammlung zur Öffnung der Lange Straße für den Pkw-Verkehr zeigte sich: Viele Dülkener wollen nicht, dass künftig bis zu 150 Fahrzeuge pro Stunde durch die Fußgängerzone fahren.

 100 bis 150 Pkw pro Stunde in der Fußgängerzone? Dagegen wehren sich viele Dülkener. Bei der Bürgerversammlung wurde klar: Sie wollen eher eine attraktivere Gestaltung der Lange Straße, um Käufer zu locken.

100 bis 150 Pkw pro Stunde in der Fußgängerzone? Dagegen wehren sich viele Dülkener. Bei der Bürgerversammlung wurde klar: Sie wollen eher eine attraktivere Gestaltung der Lange Straße, um Käufer zu locken.

Foto: Busch

"Wer ist einfach Dülkener und ist da?" fragte Moderator Jochen Kral, seit kurzem Fachbereichsleiter Stadtentwicklung. Da schnellten die meisten Hände hoch. Neun Einzelhändler, 20 Anwohner und zehn Hauseigentümer aus der Fußgängerzone sowie rund 80 Bürgerinnen und Bürger waren am Dienstagabend ins Corneliushaus gekommen, um sich die Vorstellungen der Stadtverwaltung zur Öffnung der Fußgängerzone Lange Straße anzuhören und die eigene Meinung dazu abzugeben. Eine lebhafte Diskussion hatten die Organisatoren erwartet, dass diese aber so hitzig würde, eher nicht.

Schon lange sehen die Dülkener zu, wie ein Ladengeschäft nach dem anderen in der Lange Straße geschlossen wird. Anregungen zur Steigerung der Attraktivität der Fußgängerzone kamen von vielen Seiten, bis Metzgermeister Stefan Brockers Anfang dieses Jahres die Initiative ergriff und mit Unterstützung seiner Kollegen und des Werberings einen Bürgerantrag an den Rat stellte, in dem er die Öffnung der Fußgängerzone für Pkw forderte. Die Politiker beauftragten die Verwaltung, die Möglichkeiten dafür auszuloten.

Varianten vorgestellt

Nun hatte die Stadt Viersen zu einer Bürgerinformation eingeladen. Stephan Aldenkirchs, Mitarbeiter der Stadtplanung, stellte die möglichen Varianten vor: Spielstraße, 10-km-Zone oder 30-km-Zone, dazu die Verkehrsführung und die Öffnungszeiten für den Verkehr. Immer wieder wurde er von Zwischenrufen unterbrochen, vor allem, als es um die erwartete Verkehrsstärke ging. 100 bis 150 Pkw pro Stunde — da gingen die Dülkener auf die Barrikaden. "Wie soll ich mit meinem Rollator da über die Straße kommen?", und: "Wie wird dann der Lärm sein, vor allem nachts?"

Langsam kristallisierte sich heraus, dass die meisten Anwesenden gegen eine Öffnung der in den 1980er Jahren eingerichteten Fußgängerzone für den Pkw-Verkehr sind. Viele stören die Kosten: 24 000 Euro sind notwendig für die Umgestaltung, 28 000 Euro für die Durchführung einer etwa einjährigen Testphase. "Damit könnten wir die Fußgängerzone attraktiv gestalten", hieß es. Und: "In der Viersener Fußgängerzone stehen Bänke, dort sind schöne Geschäfte. Und jeden zweiten müssen wir grüßen, denn er ist ein Dülkener!" Auch dass das Thema schon im Fernsehen behandelt wurde, passte vielen nicht.

So blieb Kral zum Abschluss nur die Feststellung: "Bei aller Unterschiedlichkeit der Meinungen ist eine Gemeinsamkeit zu sehen: Die Innenstadt muss attraktiver werden." Autos in die Lange Straße — das erhielt keine Mehrheit. So versprachen die Verwaltungsfachleute, diesen Abend zu protokollieren und in spätestens drei Wochen eine Stellungnahme abzugeben.

(flo)
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