Brüggen Damwild aus Depot entkommen

Brüggen · Unbekannte haben ein Loch in den Zaun des Brachter Depots geschnitten. Dadurch sind bisher 50 bis 70 Stück Damwild entkommen. Die Bauern und Jäger befürchten Wildschäden auf den Feldern und schwere Verkehrsunfälle.

 Das Stück Zaun wurde offenbar professionell herausgetrennt.

Das Stück Zaun wurde offenbar professionell herausgetrennt.

Foto: Busch

In den vergangenen Wochen ist rund um das Brachter Depot vermehrt Damwild gesichtet worden. Nun ist geklärt, woher die Tiere kommen. "Wir haben an einer schwer einsehbaren Stelle ein Loch im Depotzaun entdeckt", teilte Heiner Meevissen von der Jagdgenossenschaft Bracht mit.

Das Loch sei sehr akkurat in den Zaun geschnitten worden, außerdem bewusst an einer schwer einsehbaren Stelle. "Hier müssen Profis am Werk gewesen sein", meint Jakob van den Bruck, Ortsvorsitzender der Bauernschaft Bracht. Der Zaun wurde mittlerweile geflickt, vorher konnten aber laut Schätzungen der Landwirte bereits 50 bis 70 Tiere entkommen, darunter auch trächtige Weibchen.

Die Jagdgenossenschaften Brüggen und Bracht sind über diese Situation sehr besorgt, denn das Entkommen stellt aus zweierlei Gründen ein Problem dar. Erstens befürchten die Landwirte Wildschäden auf ihren Feldern, zweitens könnte es zu schweren Verkehrsunfällen rund um das Depot kommen.

"Das Damwild tritt in Rudeln von bis zu 20 Tieren auf und ist insofern besonders gefährlich, sowohl für die Landwirtschaft als auch den Straßenverkehr", betont Heiner Meevissen. Die Landwirte im Kreis klagen bereits über abgeknickten Mais und zertrampelte Spargeldämme. So zum Beispiel Viktoria Peters vom Peters-Hof an der Brachter Straße, neben dem Tierpark: "Bei uns hat ein Rudel auf dem Maisfeld gelegen", beobachtete sie. Auf den Straßen ist es laut Polizeisprecherin Antje Heymanns bisher ruhig geblieben. "Wir haben in Nettetal in Mai 2012 zwar drei Wildunfälle mehr als im Mai 2011, das ist jedoch keine aussagekräftige Zahl", so Heymanns.

Die Jagdgenossenschaften Brüggen und Bracht sowie die Kaldenkirchener Jagdgenossenschaft halten es für erforderlich, zumindest die männlichen entkommenen Tiere möglichst schnell zu erlegen. Man entschloss sich dazu, eine Aufhebung der Schonzeit für die Jungtiere beim Kreis zu beantragen. Normalerweise dürfen diese erst ab 1. Juli bejagt werden, die Jagdgenossenschaften hätten also lediglich einen Vorsprung von knapp zwei Wochen erreicht.

Darauf verwies auch die Obere Jagbehörde, die den Kaldenkirchenern antwortete, dass ein Aufhebungsverfahren unter Umständen länger dauere als bis zum 1. Juli. Die Kaldenkirchener zogen ihren Antrag daraufhin zurück. "Es ist damit zu rechnen, dass die Brachter und Brüggener dieselbe Antwort erhalten", sagte Kreissprecher Axel Küppers gestern. Auf niederländischer Seite hat man wesentlich schneller reagiert: Die Provinz Limburg erteilte den Jägern am Dienstag eine sofortige Abschussgenehmigung für alle Tiere.

Die weiblichen, trächtigen Tiere abzuschießen kommt nicht infrage. "Das würde ich aus ethischen Gründen wirklich nicht tun", sagte Joachim Richard van der Burgt, einer der Pächter in den vier Brüggener Jagdrevieren. Die offizielle Schonzeit für die Weibchen endet im September.

Nach jüngsten Zählungen befinden sich im Depot zur Zeit noch rund 600 Tiere. Nach den Plänen des NRW-Landwirtschaftsministeriums soll der Bestand bis zum Jahr 2014 auf 100 reduziert werden und der Zaun rund um das Depot entfernt werden. Die Bauern wehren sich gegen die Pläne, weil sie Wildschäden befürchten. "Die derzeitige Lage lässt schon erahnen, was bei einem Abriss des Zauns passieren würde", sagt van den Bruck.

(RP/rl)
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