Viersen Kent-School versteigert

Viersen · Für 298.200 Euro kam die ehemalige Kent-School in Hostert gestern unter den Hammer. Für die Immobilie mit zehn Hektar Grund wurde nur ein Gebot abgegeben. Neuer Besitzer ist ein Kapitalanleger aus Nettetal.

Viersen/Schwalmtal Die Uhr in Saal 23 des Amtsgerichts Viersen zeigte 12.20 Uhr, als Rechtspflegerin Anneruth Jacobi den Beschluss verkündete: Die sechs Grundstücke Hostert 18, 20, 22, 24, 26 und 28 einschließlich der Gebäude gehen zum Preis von 298.200 Euro an Elmar Michael Jansen. Der 44-Jährige und seine Ehefrau lagen sich in den Armen. Als einziger Bieter hatte der Nettetaler für sieben Zehntel des Verkehrswertes (426.000 Euro) die ehemalige Kent-School unweit der A 52 in Hostert ersteigert. Ein Schnäppchenpreis, für den der eine oder andere im Saal die Immobilie mit mehr als 100.000 Quadratmeter Grund vielleicht auch gerne erworben hätte. Aber außer Jansen zeigte niemand ernsthaftes Interesse an den zum Teil unter Denkmalschutz stehenden einstigen Anstaltskomplex. Der neue Besitzer, Vorsitzender des Verbandes Freier Bau- und Bodensachverständiger, will als erste Maßnahme die Immobilie winterfest abdichten, "um den weiteren Verfall zu stoppen". Über Nutzungsmöglichkeiten wollte er sich nicht äußern. "Es gibt da einige Interessenten, aber nicht aus dem hiesigen Raum", so Jansen.

Ein Interessent saß augenscheinlich in der ersten Reihe. Pater Schneider, nach eigenen Angaben von der Kirche Ecclesia Dei Roermond, war nach Viersen gereist, "weil es mir um den Erhalt der Kirche geht". Zum ehemaligen Heil- und Pflegeheim der Franziskaner gehört auch eine kleine, vor Jahren entwidmete Kirche. Das auffällige Interesse der Glaubensgemeinschaft Ecclesia Dei an dem Komplex schürt Gerüchte in Hostert, wonach Anhänger des exkommunizierten Erzbischofs Marcel Lefèbvre sich hier niederlassen wollen. Die Rede ist auch von Mönchen der Piusbruderschaft, die das Kloster Reichenstein bei Monschau neu besiedeln wollen, was beim Bistum Aachen auf heftige Abwehr stößt.

"Wir werden erst einmal abwarten und das Gespräch mit dem neuen Besitzer suchen", erklärte Bauamtsleiter Bernd Gather (Schwalmtal) nach der Versteigerung. Die Gemeinde Schwalmtal, neben der Sparkasse Krefeld einer der Hauptschuldner, hätte die Immobilie gerne selbst gekauft. Der aktuelle Nothaushalt lässt dies aber nicht zu. Versuche, die Kent-School über die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Viersen zu erwerben, scheiterten: Die WFG lehnte das Ansinnen ab. Schwalmtal darf immerhin hoffen, einen Teil des geschuldeten Geldes (knapp 40.000 Euro Steuern) zurückzuerhalten. Mit großem Verlust geht dagegen die Sparkasse Krefeld aus dem Geschäft, die 1,4 Millionen Euro geltend macht. 150.000 Euro schuldet der alte Besitzer, die Euro 2001, einer Disco Leasing GmbH in Düsseldorf. Die Euro 2001 hatte die Kent-School vor sechs Jahren vom Bundesvermögensamt für 650.000 Euro gekauft. KOMMENTAR

(RP)
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