Niederkrüchten Gelungener Auftakt für ersten Musiksommer

Niederkrüchten · Purple Schulz ("Sehnsucht") war Stargast auf der Open-Air-Bühne des Niederkrüchtener Musiksommers

 Hatte in den 1980er-Jahren mit Songs wie "Sehnsucht" oder "Verliebte Jungs" große Erfolge: Purple Schulz eröffnete den Niederkrüchtener Musiksommer.

Hatte in den 1980er-Jahren mit Songs wie "Sehnsucht" oder "Verliebte Jungs" große Erfolge: Purple Schulz eröffnete den Niederkrüchtener Musiksommer.

Foto: Knappe

Wenigstens hat es nicht geregnet, das mochte manch einer der Gäste am Freitagabend vor der Open-Air-Bühne der Musikschule Lucht gedacht haben. Dafür wurde es aber im Verlauf des Abends empfindlich kalt, was so gar nicht zum Auftakt des Musiksommers passen wollte. "Wir wollen das kulturelle Leben in Niederkrüchten bereichern, der 1. Musiksommer ist eine Aktion in diesem Sinne", erklärte Bürgermeister Kalle Wassong. "Bei unserem geringen Budget als kleine Gemeinde wollen wir intensiv mit ortsansässigen Kulturschaffenden zusammenarbeiten."

Aus der Erkenntnis heraus, dass traditionelle Angebote wie Kirchenmusik oder das Schützenwesen gut laufen, sollen nun andere Sparten stärker ins Blickfeld genommen werden. "Auch die bildende Kunst wird mit Ausstellungen unterstützt und das Konzertspektrum in Niederkrüchten erweitern. Die Musikschule ist ein guter Andockpunkt, zumal Edgar Lucht sehr gute Kontakte in die Musikszene hat", erklärte Wassong. "Ich stelle mir die Entwicklung eines Netzwerkes vor, dessen Gestaltung ich gern unterstützen werde", so der Bürgermeister. Da ist in Zukunft also einiges zu erwarten, zumal die Volksbank als Hauptsponsor eingestiegen ist.

Zum Auftaktkonzert mit Purple Schulz erschienen gut 100 Besucher, die ihr Kommen nicht bereuten. Der Sänger war mit Markus Wienstroer, einem mit allen stilistischen Wassern gewaschenen Gitarristen, der zudem ab und zu die Geige auspackte, nach Niederkrüchten gekommen und hatte sichtlich Spaß. Er stellte Songs aus all seinen Schaffensperioden vor und genoss es, mit dem Publikum in Kontakt zu kommen. Das machte er mit fast 40 Jahren Bühnenerfahrung gekonnt, animierte zum Mitsingen und -klatschen, erzählte Geschichten aus seiner Lebens- und Familiengeschichte (die Songtexte schreibt er übrigens gemeinsam mit seiner Frau). Auch auf gesellschaftspolitische Entwicklungen ging Schulz immer wieder kritisch ein, driftete allerdings bisweilen in allgemeine Politikerschelte ab. Umso schöner, dass er auch ein Lied für die geschrieben hat, die in helfenden Berufen arbeiten und dabei auch negative Erfahrungen machen. Diese und andere Themen finden immer wieder Eingang in seine Lieder wie in "Das ist die Zeit", nach dem Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz und - daraus folgernd - einem Plädoyer für menschliches Miteinander. Auch die Flüchtlinge und deren Integration fehlten nicht: Schulz in Verkleidung als Migrant, der einen Schlager aufführt, um seine gelungene Integration unter Beweis zu stellen. Bei dieser kabarettistischen Einlage konnte einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Seine Liebeslieder - das bekannte "Tiefe Seen" spielte er wie alle seine großen Hits in der zweiten Konzerthälfte - zeigen dann eher die persönlichen Seiten. Begeisterung natürlich auch bei "Sehnsucht" und "Verliebte Jungs" - es kam richtig Bewegung ins Publikum, und so war die Kälte am Ende fast vergessen.

Am Samstag war Franco Morone zu Gast. Der italienische Meister des Gitarren-Fingerstyle-Spiels und Lucht kennen sich seit 20 Jahren. Morone zog auf virtuosen Bahnen durch Blues, Jazz und Folk, eigene Kompositionen hatte er im Gepäck, wobei sein mehrstimmiges Spiel selbst aus einfachen Melodien Kunstwerke entstehen lässt. Er erzählt Geschichten mit seinem Instrument, bietet eine klingende Plattform für fantastische Reisen und entpuppt sich dabei als sympathischer Reiseleiter.

Das Publikum geizte nicht mit Applaus.

(n-o)
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