Solingen Weihnachten in der Notschlafstelle

Solingen · Nach der umfangreichen Sanierung lädt die Einrichtung in die neue "10" ein. Gute Nachrichten gibt es für 2015: Es werden neue Stellen geschaffen.

Die Weihnachtsfeier der Notschlafstelle "Die 10" ist für Till und Kim ein Pflichttermin. "Es war uns sehr wichtig, auch in diesem Jahr daran teilzunehmen, obwohl wir nicht mehr hier wohnen", erzählen die beiden am Mittwoch bei Kaffee und weihnachtlichem Gebäck in der Küche der städtischen Jugendeinrichtung. Für beide war die Notschlafstelle eine Zeit lang das, was einem Zuhause am nächsten kommt - für die 19-jährige Kim neun Monate, für den 18-jährigen Till eineinhalb Jahre. "Es ist toll hier, es herrscht eine schöne Atmosphäre, die Betreuer geben sich viel Mühe. Aber gerade Weihnachten", sagt Kim, "ist es immer besonders schwer." Man spüre dann besonders, dass etwas nicht richtig sei, fügt Till hinzu.

Aus genau diesem Grund, sagt Monika Hackbarth, Leiterin der Notschlafstelle, habe die Weihnachtsfeier, zu der die Einrichtung am Mittwoch eingeladen hatte, für sie so eine große Bedeutung. "Für viele Bewohner ist die Weihnachtszeit schwer, weil sie nicht zu ihren Familien können. Deshalb feiern wir seit vielen Jahren bereits Anfang Dezember ein großes Fest: Am Nachmittag findet der offizielle Teil statt, am Abend dann die Feier nur für jetzige und ehemalige Bewohner mit Essen, Geschenken und einem Weihnachtsmann."

Hinter der Einrichtung liegt ein ereignisreiches Jahr: Wegen umfangreicher Sanierungsmaßnahmen wurde die Notschlafstelle Ende vergangenen Jahres nach Ohligs ausgelagert. "Dorthin konnten wir allerdings nur die minderjährigen Bewohner mitnehmen", so Leiterin Hackbarth. Und obwohl bereits im Juni Einweihung der sanierten "10" gefeiert werden konnte und sich alle sehr wohlfühlen, sind die jungen, erwachsenen Bewohner noch nicht wieder zurück. "Wir haben uns mit einem intensivpädagogischen Ansatz neu aufgestellt. Wegen des dafür notwendigen Personalschlüssels war es bisher nicht möglich, dass die jungen Volljährigen zurückkommen."

Jetzt gibt es gute Nachrichten: "Im Januar können sie endlich wieder einziehen, die Notschlafstelle hat die Zusage für 1,5 notwendige weitere Stellen erhalten. Bei der derzeitigen Haushaltslage ist das einfach nur ein Glück" - und zugleich dringend notwendig, wie Hackbarth betont: "Wir bekommen dauernd Anrufe von jungen Leuten die nicht wissen, wohin."

Zehn Plätze in der zweiten Etage stehen für junge Erwachsene zur Verfügung, noch einmal sieben für Minderjährige. "Fünf davon sind derzeit belegt", so Hackbarth.

Um Weihnachten füllt es sich in der Notschlafstelle in der Regel noch einmal. "Dann eskaliert es in vielen Familien", weiß sie.

(mxh)
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