Solingen Ein Fluchthelfer bereits gefasst
Solingen · Nur das Nachsehen blieb der Justiz, als ein 27-jähriger Angeklagter am Dienstag gewaltsam und mit Hilfe mehrerer Komplizen mitten in seinem Drogenprozess aus dem Landgericht rannte, einen Justizwachtmeister verletzte und mit einem bereit gestellten Fluchtauto entkam (wir berichteten).
Der Marokkaner Hakim Alamrani soll Drahtzieher von mehreren Drogenlieferungen aus Marokko gewesen sein. Dafür droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe. Dass seine Befreiung überhaupt gelingen konnte, hatte zwei Gründe: Eine akribische Planung der Aktion durch seine Helfer sowie eine seit Jahren kritische Sicherheitslage im Justizgebäude Mühlenstraße. Der am Dienstag geflohene Angeklagte galt in Polizeikreisen zudem als gewaltbereit. Zu seiner Festnahme bei seiner in der Schützenstraße lebenden Freundin waren im Herbst 2007 Spezialeinheiten eingesetzt worden.
Auch soll es sich bei dem 100-Kilo-Mann mit 1,90 Meter Körpergröße um einem Kampfsportler handeln. Die 12. Rauschgiftstrafkammer hielt eine Zusatzbewachung dieses Angeklagten allerdings für nicht erforderlich. Während der U-Haft und zu Prozessbeginn habe er sich "unauffällig" verhalten. Seit der Flucht wird nun mit internationalem Haftbefehl nach ihm gefahndet. Die Polizei konnte inzwischen die Namen von vier seiner insgesamt fünf Fluchthelfer ermitteln, allesamt Verwandte oder Bekannte von Alamrani. Einer von ihnen wurde in U-Haft genommen. Wo der flüchtige Marokkaner sich aktuell aufhält — darüber schweigen sich die Verdächtigen aus.
Gegen einen der beschuldigten Fluchthelfer wurde ein bislang außer Vollzug gesetzter Haftbefehl wieder in Kraft gesetzt. Der 19-Jährige war im selben Verfahren wie der Gesuchte angeklagt. Fahnder der Düsseldorf Polizei nahmen den Mann widerstandslos in der vergangenen Nacht in seiner Wohnung in Hilden fest. Im Zuge der Ermittlungen rund um das Landgericht wurden bereits am Dienstagmittag zwei Männer vernommen. Schnell erhärtete sich der Verdacht, dass es sich bei den 20- und 24-Jährigen um Komplizen des Gesuchten handelt. Die Personen wurden nach ihrer Vernehmung wieder entlassen. Drei weitere Personen gerieten durch Zeugenaussagen und Ermittlungen in den Fokus der Ermittler.
