Solingen 15 Minuten lang ein Superstar

Solingen · Lange hat der Bergische Kunstpreisträger Thomas Neumann in Tokyo gelebt. Nun arbeitet der Düsseldorfer Künstler auf Grund eines Stipendiums erneut für einige Wochen in Japan. Michael Tesch sprach mit Neumann – auch über seine neue Installation "Superstar".

 Eine Besucherin auf der Bühne der Installation "Superstar" von Thomas Neumann in Sapporo.

Eine Besucherin auf der Bühne der Installation "Superstar" von Thomas Neumann in Sapporo.

Foto: Thomas neumann

Lange hat der Bergische Kunstpreisträger Thomas Neumann in Tokyo gelebt. Nun arbeitet der Düsseldorfer Künstler auf Grund eines Stipendiums erneut für einige Wochen in Japan. Michael Tesch sprach mit Neumann — auch über seine neue Installation "Superstar".

Herr Neumann, Sie leben und arbeiten derzeit im japanischen Sapporo.

Thomas Neumann Die Organisation S-AIR (Sapporo Artist in Residence) schreibt seit 1999 ein Stipendium aus. Ich hatte von der Organisation gehört und habe mich beworben. Zusammen mit mir ist noch ein Künstler aus Rumänien hier.

Eine Arbeit haben Sie bereits in Sapporo realisiert.

Thomas Neumann Von Anfang an war eine Ausstellungsbeteiligung in einem Museum geplant. Dafür hatte ich in meiner Bewerbung einen Vorschlag gemacht, der sich dann wohl durchgesetzt hat. Die Arbeit habe ich schon in Düsseldorf vorbereitet und dann in Sapporo den Aufbau gemacht. Das war ziemlich stressig, da ich in kurzer Zeit eine ganz neue, nicht ganz unkomplizierte Arbeit entwickelt und realisiert habe. Nachdem die Ausstellung eröffnet wurde habe ich eine weitere neue Arbeit angefangen, die hier noch im Dezember ausgestellt werden soll.

In Ihrer neuen Arbeit "Superstar" verzichten Sie komplett auf die Fotografie, die ja sonst ein sehr wichtiger Bestandteil Ihrer Kunst ist.

Thomas Neumann Schon seit langer Zeit hatte ich die Idee mit Applaus-Sound zu arbeiten. Irgendwie finde ich Applaus als Phänomen interessant. Es ist ein Geräusch, was der Mensch mit seinem Körper macht. Und meistens gibt es Applaus nur in einer Menschenmenge. Es ist, glaube ich, der kollektive Aspekt, der mich daran interessiert. Applaus-Situationen sind meist stereotypisch: Jemand führt etwas auf und vom Publikum gibt es dafür Applaus.

Die Rollenverteilung in Star und Publikum hat sich aber mittlerweile aufgelöst.

Thomas Neumann Richtig. So glaube ich auch, dass sich Andy Warhols Vorhersage, dass jeder für 15 Minuten ein Star werden kann, mehr als verwirklicht hat. Aber wie fühlt es sich tatsächlich an, auf einer Bühne zu stehen und einen Applaus zu bekommen? In diese Situation kommen ja nicht viele Leute. Auch davon handelt meine Arbeit.

Für "Superstar" haben sie im Ausstellungsraum eine Bühne gebaut . . .

Thomas Neumann . . . die die Besucher betreten können. Um die Bühne herum stehen große Boxen und Scheinwerfer. Die ganze Installation steht erstmal in einem etwas abgedunkelten Raum und ist nur mit einem Spot beleuchtet. Sobald jemand die Bühne betritt, gehen die Scheinwerfer nach und nach an und es erschallt ziemlich lauter Applaus in verschiedenen Abstufungen. Der Raum wird durch die Scheinwerfer sehr hell und für die Leute auf der Bühne ist das ein ziemlicher Überraschungsmoment, dass sie auf einmal im Rampenlicht stehen und dann noch einen tosenden Applaus bekommen.

Der Ausstellungsbesucher wird also zum Superstar.

Thomas Neumann Im Japanischen hat es noch den kleinen Witz, denn das Wort ,Super' bedeutet auch ,Supermarkt'.

Haben Sie den Applaus in Japan aufgenommen?

Thomas Neumann Nein. Größtenteils in Düsseldorf, etwa beim Altstadtherbst und bei Konzerten in der Tonhalle.

Wie lange werden Sie noch in Japan bleiben?

Thomas Neumann Das Stipendium läuft noch bis Mitte Dezember.

(mit)
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