Rommerskirchen Aumüllers Chronik

Rommerskirchen · Der Geschichtskreis des Seniorennetzwerks 55plus hofft, die Chronik des einstigen Pfarrers Aumüller als Buch veröffentlichen zu können. Das Werk bietet wertvolle Einblicke in die Geschichte – und hat hohen Unterhaltungswert.

Der Geschichtskreis des Seniorennetzwerks 55plus hofft, die Chronik des einstigen Pfarrers Aumüller als Buch veröffentlichen zu können. Das Werk bietet wertvolle Einblicke in die Geschichte — und hat hohen Unterhaltungswert.

Für Klaus Erdmann wäre es geradezu "eine Traumvorstellung", wenn es dem Geschichtskreis des Netzwerks 55plus gelänge, die Chronik des einstigen Rommerskirchener Pfarrers Dr. Christian Heinrich Aumüller (1807 bis 1892) in Buchform zu veröffentlichen. Bis dies eine realistische Perspektive ist, wird zwar noch eine ganze Zeit vergehen, für lohnenswert hielte Erdmann es schon. Wobei ihn kompetenter Zuspruch hierin bestärkt: Dr. Manfred Becker-Huberti, früherer Pressesprecher des Erzbistums Köln, habe sich sehr angetan von dem Werk Aumüllers gezeigt, berichtet Erdmann. Darüber hinaus kann er auf einen weiteren prominenten wissenschaftlichen "Berater" des Geschichtskreises verweisen, steht er doch auch in Kontakt mit dem Lokalhistoriker Professor Hans Georg Kirchhoff.

Bei seinen Recherchen zur Person des promovierten Mediziners und späteren Priesters Aumüller hat Klaus Erdmann inzwischen in Berlin auch dessen Doktorarbeit ausfindig gemacht. Gesucht wird jetzt ein Übersetzer, denn die Dissertation gibt es nur auf lateinisch. Klare deutsche Prosa zeichnet indes die Pfarrchronik Aumüllers aus, in der er kein Blatt vor den Mund nimmt und überaus meinungsfreudig zur "großen" Politik wie zum Gebaren seiner "Schäfchen" Stellung nimmt.

Politisch war seine von 1873 bis 1892 währende Amtszeit durch den "Kulturkampf" zwischen katholischer Kirche und preußischem Staat bestimmt: "Man sieht, dass der Götze des Tages über Mangel an Verehrung seiner Anhänger nicht klagen kann", notierte Aumüller 1885 anlässlich der reichsweiten Feiern von Bismarcks 70. Geburtstag. Ausgetragen wurde der Kulturkampf auch innerhalb der Kirche: Der Vikar Heinrich Lauffs war Aumüller allzu "staatsfreundlich", was gleichermaßen für Mitglieder des Kirchenvorstands gilt, mit denen er manchen Strauß auszufechten hatte. Kirchenvorstände sähen den Pfarrer geradezu als ihren "Diener" an, klagt Aumüller an einer Stelle. Nicht zu kurz kommt auch das Alltagsleben, wo der Geistliche markige Worte zur "Schnapsseuche" findet und "den tiefen Standpunkt des Christentums der unteren Volksklasse hiesiger Pfarre" anprangert. "Roheit und Frechheit" konstatiert er — lokalhistorisch Interessierte wird es nicht verwundern — "namentlich aber in Vanikum."

Das abschätzige Urteil über das 2009 900 Jahre alt gewordene Dorf sollte lange nachwirken und hat sich in geflügelten (Scherz-)Worten niedergeschlagen: Erst vor wenigen Wochen zu Fronleichnam betonte Monsignore Franz Josef Freericks, dass solche Einschätzungen Vanikums mit der Gegenwart längst nichts mehr zu tun hätten.

(NGZ)
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