Helga Werk: "Forio. Ein etwas anderes Pferdebuch." Von einem Vierbeiner, der Menschen versteht

In der Weihnachtsnacht können Menschen Tiere verstehen und andersherum ebenso - so zumindest geht eine polnischen Sage, mit der Eltern die Phantasie ihrer Kinder beflügeln. Einer, der diese Fähigkeit das ganze Jahr über, ja sein ganzes Leben lang, besitzt, ist Forio, der vierbeinige Ich-Erzähler im Debüt-Roman der Strümperin Helga Werk. "

In der Weihnachtsnacht können Menschen Tiere verstehen und andersherum ebenso - so zumindest geht eine polnischen Sage, mit der Eltern die Phantasie ihrer Kinder beflügeln. Einer, der diese Fähigkeit das ganze Jahr über, ja sein ganzes Leben lang, besitzt, ist Forio, der vierbeinige Ich-Erzähler im Debüt-Roman der Strümperin Helga Werk. "

Glaubt Ihr an Wiedergeburt? Ich jedenfalls muss es ja wohl tun, denn ich war in meinem früheren Leben ein Mensch und bin soeben als Fohlen wiedergeboren worden." Der Leser begleitet den Sohn einer Pony-Stute und eines Trakehner-Hengstes von seinem ersten Versuch auf allen Vieren zu stehen durch sein Leben in einem Reitstall.

Er verfügt über die Gabe der Gedankenübertragung, kann mit anderen Tieren kommunizieren und Menschen verstehen. Forio wird erwachsen, verliebt sich, wird erfolgreiches Turnierpferd - und erzählt dabei mitunter kritisch vom Umgang der Menschen mit den Tieren. Die Idee zu "Forio. Ein etwas anderes Pferdebuch" kam der Autorin vor etwa fünf Jahren.

Damals fiel ihr wie aus dem Nichts der oben zitierte erste Satz und damit das zentrale Thema des Buches ein. "Es ist die fiktive Geschichte eines Pferdes, aber mit einigen wahren Begebenheiten." Heraus gekommen ist ein Plädoyer für den respektvollen Umgang mit Tieren aus dem Mund oder besser aus dem Kopf eines Vierbeiners. Dieser Tenor kommt natürlich nicht von ungefähr. Früh hat sich die 51-jährige Autorin Gedanken über dieses Thema gemacht und ist seit vielen Jahren Vegetarierin.

Dabei, so betont sie in ihrem Vorwort trete sie nicht für "Verzärteln und Vermenschlichen" von Tieren ein. Der Schauplatz der Handlung - der Reitstall - ist der geborenen Düsseldorferin vertraut. Dabei würde sie selbst niemals reiten, wie sie sagt: "Ich bin dazu nicht autoritär genug." Sie fährt lieber Fahrrad. Doch sie begleitete ihre heute 20-jährige Tochter häufig in den Reitstall. Durch sie lernte sie auch das Umfeld des Turniersports kennen. Helga Werk arbeitet seit 25 Jahren als Lehrerin an einer Sonderschule in Duisburg - mittlerweile als Konrektorin.

"Mir macht die Arbeit noch so viel Spaß wie am ersten Tag." Doch ein Buch darüber zu schreiben, könnte sie sich nicht vorstellen. "Man muss gut abschalten können bei diesem Beruf." Darum mag sie sich privat damit nicht so intensiv beschäftigen, wie das für einen Roman zu dem Thema nötig wäre. Was Helga Werk fasziniert, ist das "Kindliche" an der Seele des Menschen.

Und so richtet sich auch ihr Buch vornehmlich an Kinder. "Acht bis zehn Jahre alt sollten sie jedoch schon sein." Im Reitstall hat sie die Geschichte von Forio und die Weihnachtsgeschichten, die im Anhang des Buches stehen, schon vor Kindern ausprobiert: "Seit ein paar Jahren lese ich dort Weihnachtsgeschichten."

Übrigens ist auch Forio keine reine Erfindung: Der Schimmelwallach ist der Sohn der erst kürzlich gestorbenen Ponystute "Gini" - auf der ihre Tochter reiten lernte. "Er steht in einem Stall in Holzbüttgen", sagt sie. Dort hat sie auch das Bild für den Buchumschlag aufgenommen.

Ob er allerdings wirklich verstehen kann, was sie ihm bei ihrem Besuch dort sagte, wird wohl nur er beantworten können - vielleicht am Weihnachtsabend. Vanessa Donner "Forio" ist im Haag und Herchen Verlag, Frankfurt am Main, erschienen und kostet zwölf Euro.

(NGZ)
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