Jüchen Exoten der Landwirtschaft

Jüchen · Neuenhoven (reis) Rechts neben der Hofeinfahrt von Haus Neuenhoven grunzen die Schweine, gegenüber flattern Gänse, Hühner und Hähne über die Wiesen, die den wehrhaften Rittersitz umgeben.

 Ob Salat, Tomaten, Brot oder Bananen: Margot und Franz Josef Essers verkaufen in ihrem Laden in Haus Neuenhoven nur biologisch angebaute Produkte - und dies seit nunmehr 20 Jahren.

Ob Salat, Tomaten, Brot oder Bananen: Margot und Franz Josef Essers verkaufen in ihrem Laden in Haus Neuenhoven nur biologisch angebaute Produkte - und dies seit nunmehr 20 Jahren.

Foto: NGZ

Neuenhoven (reis) Rechts neben der Hofeinfahrt von Haus Neuenhoven grunzen die Schweine, gegenüber flattern Gänse, Hühner und Hähne über die Wiesen, die den wehrhaften Rittersitz umgeben.

In fünfter Generation lebt die Familie Essers auf dem Gelände der alten Wasserburg. Im früheren Gesinderaum, wo zeitweilig 20 Saisonarbeiter und Melker wohnten, führen Margret und Franz Josef Essers ihren Biohof, zu dem seit nun mehr 20 Jahren auch ein Bioladen gehört.

"Mein Ururgroßvater Anton kaufte Mitte des 19. Jahrhunderts das Anwesen", erzählt Franz Josef Essers. Auf den Ländereien betrieb die Familie vor allem Samenzucht. Ihre Produkte verkauften sie in Düsseldorf und Krefeld.

Inzwischen wird das Gut als Biobauernhof mit Direktvermarktung bewirtschaftet. Vor rund zwei Jahrzehnten waren die Essers noch absolute Exoten, als sie sich von der konventionellen Landwirtschaft verabschiedeten: "Ich war der zweite Biobauer im Rhein-Kreis Neuss", erinnert sich Franz Josef Essers zurück.

Mit Thomas Essers, dem 26-jährigen Sohn des Biobauern, kümmert sich heute der Nachwuchs um die Landwirtschaft. Margret und Franz Josef Essers betreuen den Bioladen. Im ehemaligen Schweinestall bieten sie Waren wie italienische Feinkost aus Apulien, Bioweine, Tofu, Eier, Käse und Fleisch an.

"Zu Beginn hatten wir gerade mal 20 Quadratmeter Platz für den Verkauf", erzählt Franz Josef Essers. Die Umstellung von einer konventionellen Landwirtschaft auf einem biologischen Anbau lag der Familie damals besonders am Herzen. "Immer mehr anbauen, immer mehr spritzen, so konnte es nicht weiter gehen", berichtet der 56-Jährige. Bei Agrarverbänden und bei der Landwirtschaftskammer informierte sich der angehende Biobauer über die Voraussetzungen, die nötig sind, um eine ökologisch wertvolle Landwirtschaft zu betreiben. "Qualität statt Quantität", lautete damals wie heute seine Devise.

"Wir arbeiteten von Beginn an mit ,Naturland' zusammen, einem anerkannten Anbauverband", berichtet Franz Josef Esser. Von rund zehn Hektar Zuckerrüben musste er sich jedoch trennen, denn ohne Pflanzenschutzmittel sei der Anbau zu teuer gewesen, erklärt der Neuenhovener.

Und der Erfolg der vergangenen 20 Jahre kann sich sehen lassen: Der Bedarf stieg kontinuierlich an, so dass die Essers ihren Laden vergrößerten. Das Verkaufsraum wuchs von 20, über 75 auf insgesamt 150 Quadratmeter an. Margret und Franz Josef Essers kaufen zudem regelmäßig Ferkel von Biobetrieben, füttern diese mit selbst angebautem Getreide sowie Eiweißprodukten, die den Richtlinien einer Biolandwirtschaft entsprechen, bevor sie geschlachtet werden. "Der Boden auf dem die Schweine leben, ist mit Stroh bedeckt, damit sie sich auch mal wälzen können", erklärt Experte Franz Josef Esser.

Frische Backwaren aus ökologischer Herstellung, Milch- und Molkereiprodukte, die der Biobauer ebenfalls in seinem Laden anbietet, werden zum Teil angeliefert. Aus eigener Haltung vermarktet die Familie zudem Geflügel.

Ehefrau Margret versucht während der Öffnungszeiten alle Kundenwünsche zu erfüllen: "Der eine Kunde möchte keine Äpfel aus Neuseeland, der andere ein biologisches Nahrungsergänzungsmittel. Es kommen Junge und Alte, Singles und Familien. Bioprodukte werden von allen Schichten gekauft und haben sich längst etabliert", erzählt die 52-Jährige.

Sogar im Ausland haben sie einen guten Ruf: Eine Stammkundin der Biobauern aus Neuenhoven lebt in Texas. "Wenn sie in der Gegend zu Besuch ist, kommt sie immer bei uns vorbei und kauft ein", sagt Margret Essers und lacht.

(NGZ)
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