Coco Camelle mit ihrer One-Woman-Show Eine Diva ohne Allüren

Coco Camelle mit ihrer One-Woman-Show · Eine Frau mit Rollschuhen trippelt etwas unbeholfen die Treppenstufen in der Korschenbroicher Aula herunter. Mehr oder weniger unbeschadet unten angekommen, startet sie ihre Eröffnungsnummer "Hey, hier kommt der Star". Hatte man vor Beginn der Show im Programmheft die Erläuterung zu dem Song gelesen, in dem es heißt: "Ein Lied aus Kabarettistinnensicht - über die Möglichkeit und Unmöglichkeit, mit Körbchengröße A eine Diva zu sein", hatte man sicher einen anderen Auftritt erwartet. Die Kabarettistin Coco Camelle nahm die Korschenbroicher ganz in ihren Bann. -->

Eine Frau mit Rollschuhen trippelt etwas unbeholfen die Treppenstufen in der Korschenbroicher Aula herunter. Mehr oder weniger unbeschadet unten angekommen, startet sie ihre Eröffnungsnummer "Hey, hier kommt der Star". Hatte man vor Beginn der Show im Programmheft die Erläuterung zu dem Song gelesen, in dem es heißt: "Ein Lied aus Kabarettistinnensicht - über die Möglichkeit und Unmöglichkeit, mit Körbchengröße A eine Diva zu sein", hatte man sicher einen anderen Auftritt erwartet. Die Kabarettistin Coco Camelle nahm die Korschenbroicher ganz in ihren Bann. -->

Irgendwas, was glamouröser ist, mit Flitterkostüm und Federboa, aber keine rollschuhlaufende Frau mit bayrischen Lederhosen, die dazu noch immer leicht unbeholfen auf ihren Rollen wirkt. Später im Programm wird dann klar, das einzige, was den gesamten Abend über durchgängig von Bestand ist, ist, dass es immer anders wird, als das Publikum es erwartet. Coco Camelle führt die Zuschauer durch einen Abend, für den es nicht wirklich ein Thema gibt - auch, wenn der Titel ihrer One-Woman-Show "Jenseits von Gut & Böse" ist.

Sie hat sich nicht wirklich einem Motto verschrieben, sondern hätte das Programm auch "Vom Hölzken zum Stöcksken" nennen können. Dabei geht es Coco Camelle um die kleinen Dinge des Alltags. Keine weltbewegenden Sachen, sondern Situationen, die jeder Zuschauer nachempfinden kann. Bereits mit ihrem zweiten Lied sprach sie mit Sicherheit einigen im Publikum aus der Seele. Da sang sie von der wahren Liebe, aus der Sicht des Mannes. Die zeigt sich nämlich darin, die Gattin nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zu kulturellen Anlässen wie Kabarettvorstellungen zu begleiten, obwohl die Couch zu Hause und ein nettes Fernsehprogramm doch viel verlockender sind.

Doch nicht nur die Texte (geschrieben von Anna Winkels) überraschen. Gibt sich Coco Camelle zu Beginn noch leicht tollpatschig und musikalisch unsicher, so dass sie sich am Klavier für jede Oktave Merkpunkte aufklebt, wird schnell deutlich, dass sie als Kabarettistin alles andere als unbeholfen ist. Während ihres Programms begeistert sie nicht nur mit einer Stimme, die zwischen Chanson und Rock alles zu bieten hat, sondern beweist außerdem, dass nicht nur Stefan Raab mit einer Ukulele etwas anfangen kann. Doch neben ihrem Einsatz an Klavier, Ukulele, E-Gitarre und Bongos zeigte Coco Camelle auch noch körperlichen Einsatz, der das Publikum zu tosendem Applaus animierte.

Dass man tanzen kann und gleichzeitig so singen, als würde man sich nicht anstrengen, ist ja nichts Neues, doch singen und dabei unermüdlich Liegestütze zu machen ohne mit der Stimme zu wackeln, hatte wohl noch keiner der Zuschauer gesehen und von der zierlichen Frau vor allem nicht erwartet. Doch solche Brüche überraschten immer wieder, vor allem in den Liedern, die ohne eine gehörige Portion Selbstironie vielleicht ins Schnulzige abgerutscht wären. Aber das hatte Coco Camelle fest im Griff. Mit einer gehörigen Portion Charme und vor allem stimmlichen Können fesselte sie ihr Publikum dermaßen, dass keiner sie mehr von der Bühne lassen wollte. Janine Oswald

(NGZ)
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