Tennis Das Kribbeln beginnt

Tennis · Am Samstag starten die Herren 40 des SC Rot-Weiß Remscheid als Aufsteiger in die Tennis-Regionalliga, die höchste Spielklasse für diesen Jahrgang. Mit dem bärenstarken Team ist vielleicht sogar der große Wurf drin.

 Frank Potthoff (rechts), 2006 Weltmeister im Doppel, ist einer der beiden hochkarätigen Neuzugänge bei den routinierten Himmelsstürmern des SC Rot-Weiß Remscheid.

Frank Potthoff (rechts), 2006 Weltmeister im Doppel, ist einer der beiden hochkarätigen Neuzugänge bei den routinierten Himmelsstürmern des SC Rot-Weiß Remscheid.

Foto: Paulitschke

Anja Wessel gibt es zu. Bernd Königsmann auch. Und sogar Platzwart Manfred Stuppmann kann sich nicht davor schützen: Das Virus der Aufregung greift in diesen Tagen bei den Tennis-Spielern und Verantwortlichen des SC Rot-Weiß Remscheid unkontrolliert um sich. Vor allem bei den Herren 40. Die sind in ungeahnte Sphären vorgedrungen, spielen so hoch wie noch keine andere Mannschaft des Klubs zuvor: Sie haben den Aufstieg in die Regionalliga, die in ihrem Alter höchste deutsche Spielklasse, geschafft, und am Samstag steht um 13 Uhr beim Bünder TC das erste Meisterschaftsspiel auf dem Programm.

"Bei allen im Verein ist das Kribbeln spürbar", sagt Anja Wessel. Sie muss es als Vorsitzende des Klubs von der Hägener Straße wissen. Ein Seitenblick auf Bernd Königsmann, den Kapitän der Herren 40, genügt, um Bestätigung zu finden. "Ich bin jetzt so lange im Geschäft", sagt Königsmann (46), der seit seinem 14. Lebensjahr bei Rot-Weiß spielt und mit seinen Mannschaftskollegen gerade von einem fünftägigen Trainingslager bei Santa Ponsa auf Mallorca zurückgekommen ist. "Aber jetzt steigt plötzlich die Nervosität."

Dabei hat die Mannschaft mit den Remscheidern Udo Zirden (47), Ralph Träger (42), Volker Griesel (42), Frank Piesker (49), Henner Blase (44), Königsmann, Alexander Reul (44) und "Senior" Dirk Petermann (51) keinen Druck. "Wir sind zwar ehrgeizig, aber vor allem zählt der Fun-Faktor", sagt Königsmann. Und obwohl so mancher dem Team zutraut, vielleicht sogar Gruppensieger zu werden und anschließend bei der Vergabe der Deutschen Meisterschaft mitreden zu können, spielt Königsmann den verbalen Stoppball: "Erstes Ziel ist der Klassenerhalt. Dazu müssen wir mindestens Viertletzter werden. Was danach kommt – wir werden sehen."

Für gehobene Ansprüche sorgen nicht zuletzt die auswärtigen Verstärkungen, die sich Rot-Weiß an Land gezogen hat. Und die haben es definitiv in sich. Da wäre zum Beispiel die neue Nummer eins Christian Schäffkes (40). Der zwölfmalige Deutsche Meister im Jugend- und Seniorenbereich, dem Königsmann heute auf der Senior-Tour gegen Boris Becker "einen klaren Sieg" zutraut, ist bei den Herren 40 die Nummer drei der deutschen Rangliste. Nur vier Plätze dahinter rangiert Frank Potthoff (41), der zweite Neuzugang. Er wurde 2006 in Australien Weltmeister im Doppel, kann auf drei US-Meisterschaften verweisen und wurde sechsmal Deutscher Meister. Dass die Remscheider zudem auch noch die bereits bekannten Robert Eisele (Nummer eins der deutschen M 45-Rangliste), Ex-Wimbledon-Spieler Danny Sapsford (42) und den Spanier Hector Vazquez-Aramburu (44) im Aufgebot haben, lässt auf eine schicke Saison schließen, deren Finanzierung sich Verein und Mannschaft teilen.

Allerdings betont Königsmann, nicht stetig mit der geballten Macht auswärtiger Spieler antreten zu wollen: "Entscheidend ist, dass die eigenen Leute zum Einsatz kommen, denn das ist wichtig für die Identifikation mit dem Klub." Am Samstag beim Bünder TC werden deswegen neben Schäffkes, Potthoff, Eisele und Sapsford auch Udo Zirden und Henner Blase für die Remscheider antreten.

Topfavorit in der Gruppe ist für Königsmann die TG Gürzenich Wald, der amtierende Deutsche Mannschaftsmeister. "Dahinter ist die Liga wohl ziemlich ausgeglichen." Den TC Raadt und den Gladbacher HTC kennen die Remscheider noch aus der Vergangenheit, "alle anderen Mannschaften sind für uns Überraschungs-Eier".

Überraschungen hält die neue Liga auch für die Infrastruktur des Klubs bereit. Ab sofort müssen bei den Heimspielen beispielsweise Schiedsrichterstühle her, Trainingsplätze zum Einspielen sind ebenfalls zu stellen. "Unser Platzwart Manfred Stuppmann rotiert schon", schmunzelt Anja Wessel. Für sie selber ist die Regionalliga dagegen ein Glücksfall: "Wir wollen den Verein attraktiv machen. Ein besseres Aushängeschild können wir uns doch gar nicht wünschen."

(RP)
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