Remscheid Inklusion - GEW befürchtet Provisorien

Remscheid · Viel Handlungsbedarf sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bei der Umsetzung der Inklusion in Schulen, wenn Eltern 2014 einen Rechtsanspruch auf einen Platz ihres behinderten Kindes an einer Regelschule haben.

"Wir sind zwar froh, dass die Schärfe etwas raus ist, weil die Landesregierung das Ziel um ein Jahr verschoben hat", sagt der Remscheider GEW-Vorsitzende Jürgen Gottmann. Aber die Bedingungen für ein gemeinsames Unterrichten von Kindern ohne und mit Behinderungen aller Art an Regelschulen müssten dringend verbessert werden. Oft höre er Klagen aus den Kollegien, die Schulen seien auf Inklusion nicht ausreichend vorbereitet.

Wie berichtet, setzt die rot-grüne Landesregierung mit dem Inklusionsgesetz eine UN-Konvention über die Rechte von Behinderten um, die die Bundesrepublik unterzeichnet hatte. Bis zum Jahr 2023 soll der Anteil der Schüler mit Handicap, die eine Regelschule statt einer Förderschule besuchen, auf rund 65 Prozent steigen.

Jürgen Gottmann befürchtet Provisorien und Probleme, wenn alle Eltern im nächsten Jahr einen Platz an einer Regelschule beantragen. Er sieht die gewünschte Doppelbesetzung mit Lehrern in den Klassen und eine angemessene räumliche Ausstattung der Schulen noch in weiter Ferne. "Wir brauchen mehr als zwei, drei Wochenstunden Doppelbesetzung", sagt er. Zwar gehe er davon aus, dass 27 Wochenstunden zwei Lehrkräfte benötigt werden, aber in den Kernfächern.

"An erster Stelle muss der Leitspruch stehen, jedes Kind am besten zu fördern", betont Gottmann. Förderschulen leisteten in dieser Hinsicht sehr gute Arbeit, und dort sei das Kind auch künftig gut aufgehoben, bis die Voraussetzungen geschaffen sind. Doch viele Eltern empfänden es als Makel, wenn ihr Kind zur Förderschule geht. Es sei zudem unverzichtbar, neben dem Klassenraum einen zweiten Raum zu haben, in dem Schüler in Kleingruppen speziell gefördert werden können. Diese fehlten oftmals.

Provisorien seien gefährlich, sagt Schuldezernent Burkhard Mast-Weisz und nennt die vier Rahmenbedingungen für Inklusion: "Wir brauchen Lehrer, entsprechende Räumlichkeiten, personelle Unterstützung durch Inklusionshelfer und Zeit für Konzeption und Fortbildung." Im Bildungsinvestitionsplan seien Umbauten in Schulgebäuden vorgesehen. Und ein Anfang sei bereits gemacht an der Hauptschule Wilhelmstraße, der künftigen Sekundarschule, der Albert-Schweitzer-Realschule, der Albert-Einstein-Gesamtschule und demnächst am Leibniz-Gymnasium gebe es ein, teilweise zwei Differenzierungsräume, sagt Schulverwaltungsamtsleiter Jörg Biermann.

Im Oktober vergangenen Jahres wurde das Inklusionsbüro mit zwei Mitarbeiterinnen eingerichtet, die Schulen unterstützen.

(RP/rl)
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