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Ratingen Sportlich trotz Handicap

Düsseldorf · Die 18-jährige Nicole Gorywoda steht für ihr Leben gern auf dem Eis. Ihr Handicap: Sie ist blind. Das ist für sie jedoch kein Grund, sich nicht unter die Menschen auf der Eisfläche der Ratinger Eissporthalle zu mischen.

Wenn man freitags oder sonntags in der Ratinger Eissporthalle ein junges Mädchen fröhlich über die Eisfläche fegen sieht, dann ist das Nicole Gorywoda. Erst bei näherem Hinsehen erkennt man, dass sie eigentlich ein Handicap hat: Sie ist blind. Das hält sie jedoch nicht davon ab, sich mit guter Laune ins Getümmel auf der Eisfläche zu mischen.

"Mit neun Jahren stand ich das erste Mal auf Schlittschuhen", sagt die 18-Jährige. "Ich bin damals einfach drauflosgefahren ohne nachzudenken." Früher sei sie nur sporadisch eisgelaufen, seit dieser Saison stünde sie aber regelmäßig auf dem Eis, meistens freitags und sonntags.

Vater und Tochter

Nicoles Herz schlug schon immer für Rollen und Kufen. Mit einer Freundin fährt sie im Sommer regelmäßig Inline-Skates, im Winter steigt sie dann zusammen mit ihrem Vater wetterbedingt aufs Eis um. "Mein Papa hat extra im letzten Jahr Schlittschuhlaufen gelernt, damit er mich begleiten und mit mir fahren kann", erklärt Nicole, die schon seit ihrer Geburt blind ist. "Wenn die Fläche voll ist, ist es besser, wenn mich jemand an die Hand nimmt. Aber wenn nicht so viel los ist, fahre ich gerne alleine."

Um sich zu orientieren, muss Nicole vor allem ein gutes Gehör haben. Denn ihr Anhaltspunkt ist der Schall, der von der Bande reflektiert wird. "Im Alltag ist das aber leider nicht immer so einfach. Wege, die ich sehr gut kenne, kann ich alleine gehen. Wenn ich aber mal in die Stadt fahren möchte, begleitet mich meistens eine Freundin."

Auch Peter Gärtner, der ehrenamtlich einen Eislauf-Kurs des Jugendamtes für Kinder mitbetreut, staunt über Nicoles Fähigkeiten. "Ich finde das ganz hervorragend", sagt er.

"Wir haben damals für einen Eislauf-Kurs ein Drittel der Eisfläche mit Pilonen abgetrennt. Nicole ist ein paar Mal darüber gestolpert. Wir kannten sie vorher gar nicht und haben erst dann erfahren, dass sie blind ist." Diesen Mut habe Gärtner so bewundert, dass er nun oft zusammen mit Nicole auf dem Eis steht und sie ein bisschen trainiert. "Wir haben Bremsen geübt und Rückwärtsfahren", freut sich Gärtner.

Gerhard Bayer, Eismeister der Ratinger Eissporthalle, sei vor allem auch die Hilfsbereitschaft der Ratinger aufgefallen. "Ich beobachte oft, dass Kinder und Jugendliche auf Nicole zugehen, sie bei der Hand nehmen und über das Eis führen. Das finde ich toll."

Auch die 18-Jährige mag die Atmosphäre in der Ratinger Eissporthalle. "Ich komme sehr gerne hierhin. Alle Menschen sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Viele Kinder, aber auch ältere Menschen sprechen mich an, nehmen mich an die Hand und helfen mir bei der Orientierung", sagt sie.

Wenn sie nicht gerade auf dem Eis steht, trifft sie sich mit Freunden oder spielt Tor-Ball, ein spezieller Sport für Menschen mit einer Sehbehinderung. Nicole macht in diesem Jahr ihr Abitur an einem Berufskolleg für Sehbehinderte mit dem Schwerpunkt Erziehung und Soziales in Soost. Danach möchte sie Psychologie studieren.

(RP)
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