Müllwagen kommen nicht durch Wenn Müllabholen zum Problem wird

Ratingen · Enge Straßen, parkende Autos und herabhängende Äste sind häufige Ärgernisse der Müllabfuhr. Meist ist das Rangieren in sogenannten Problemstraßen Millimeterarbeit. Wir haben eine Testfahrt gemacht.

 Sackgassen oder enge Straßen, wie hier Am Schützenbruch, machen das Rangieren für Müllfahrzeuge schwer. An der Straße kommt beides zusammen. Für die Müllabfuhr gibt es kaum Rangierraum.

Sackgassen oder enge Straßen, wie hier Am Schützenbruch, machen das Rangieren für Müllfahrzeuge schwer. An der Straße kommt beides zusammen. Für die Müllabfuhr gibt es kaum Rangierraum.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Meist parken die Autos am Vormittag bis hier vorne“, sagt Sven Kastner, Einsatzleiter bei der städtischen Müllabfuhr, und zeigt  auf den Beginn der Straße Am Schützenbruch. „Dann ist das Rückwärtsfahren alles andere als ein Kinderspiel.“  Denn die Straße ist eine Sackgasse.  Bei der Einfahrt der Straße weist ein Verkehrsschild darauf hin. „Keine Wendemöglichkeit“.  Daher muss das etwa elf Meter lange Müllfahrzeug rückwärts setzen.

In diesem Fall ist der Fahrer auf einen Kollegen angewiesen, der normalerweise hinten am Trittbrett steht. Dieser muss den Fahrer einweisen.  Doch die Straßenenge und die parkenden Autos erschweren die Arbeit der Müllabfuhr erheblich. Oft ist zwischen den am Straßenrand abgestellten Autos und dem Müllwagen nicht einmal eine Handbreit Platz. „Die Straßenbreite ändert sich nicht, dafür werden die Autos aber immer breiter“, moniert Kastner. Wenn manchmal für die Männer in Orange kein Durchkommen ist, bliebe ihnen nichts anderes übrig als den betreffenden Straßenabschnitt zu einem späteren Zeitpunkt anzufahren. „Das Ordnungsamt wird selten gerufen“, erklärt Petra Buchhuber-Pentz,  Abteilungsleiterin für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung. Denn häufig hätten die Fahrer im laufenden Betrieb keine Möglichkeit, so lange zu warten bis beispielsweise ein Falschparker beseitigt ist.

Die Straße Am Schützenbruch ist kein Einzelfall. In Ratingen gibt es rund 240 Problemstraßen. „Zum Teil wurden hier schon Lösungen geschaffen, wie das kleinere Fahrzeuge für bestimmte Straßen eingesetzt werden“, sagt Buchhorn-Pentz. Doch das reicht nicht.

In einer aktuellen Beschlussvorlage legt das Amt Kommunale Dienste ein Konzept vor, um die Gefährdungen der Abfahrsammelfahrzeuge im Straßenverkehr für die Verkehrsteilnehmer und die städtischen Mitarbeiter zu reduzieren. Zunächst einmal geht es vorrangig um 31 Straßen und Bereiche mit hohem Gefährdungspotential. Darunter ist auch die Straße Am Schützenbruch.  „Wir empfehlen in dem aktuellen Fall, dass die Poller am Straßenende herausgenommen werden und die Müllfahrzeuge so direkt von der Straße Am Schützenbruch auf den Europaring fahren können“, erklärt Buchhorn-Pentz.  Doch auch dieser Vorschlag lässt sich nur umsetzen, wenn die Autofahrer sich an gewisse Regeln halten und nicht alles zu parken würden.

Bei seinen Rangierfahrten hilft dem Fahrer zusätzlich eine Rückfahrkamera und ein sogenanntes Rückfahrt-Assistenzsystem. „Diese Technik erkennt selbst, ob ein Mensch in den Gefahrenbereich tritt und bremst das Fahrzeug eigenständig ab“, erklärt Kastner.  Bislang hat die Stadt drei von insgesamt 14 Müllwagen ausgestattet. Weitere sollen folgen.

Hilfreich ist das System auch in der Straße Am Eschenhof, einer recht verwinkelten Privatstraße mit  neun Mehrfamilienhäusern, auf der wieder keine Wendemöglichkeit besteht.  Für Kastner bedeutet das erneut, rückwärts setzen.  Herabhängende Äste, die von den Grundstücken auf die Straße ragen, behindern zusätzlich die Tour der Müllabfuhr. Da es sich um  eine Privatstraße handelt, müssten die Anwohner eigentlich ihre Mülltonnen bis vorne an die Straße bringen.  So lautet auch die Handlungsempfehlung in der Beschlussvorlage.

„Die Einsicht der Leute bei unseren Touren ist meist gering“, beklagt Kastner. „Wir sind für viele einfach nur die, die Zeit kosten.“

(isf)
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