150 Jahre Tv Ratingen Geburtstagsmusical sorgt für Jubelsturm

Ratingen · Am Ende schien es so, als seien ihnen der Erfolg und die stehenden Ovationen des Publikums fast ein bisschen unangenehm. Erst auf heftiges Winken von Tanztrainer Daniel Fromme und Regisseur Gandhi Chahine traute sich das Ensemble für die erste Verbeugung ganz nach vorne an den Bühnenrand des Stadttheaters.

 Gingen auf Zeitreise (von links): Fiona Zantow, Dorian Thrumann, Isabell Schroer und Ozan Beydogan aus der TV-Gründerzeit.

Gingen auf Zeitreise (von links): Fiona Zantow, Dorian Thrumann, Isabell Schroer und Ozan Beydogan aus der TV-Gründerzeit.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Am Ende schien es so, als seien ihnen der Erfolg und die stehenden Ovationen des Publikums fast ein bisschen unangenehm. Erst auf heftiges Winken von Tanztrainer Daniel Fromme und Regisseur Gandhi Chahine traute sich das Ensemble für die erste Verbeugung ganz nach vorne an den Bühnenrand des Stadttheaters.

 Für die perfekt choreographierten Tänze der Jugendlichen gab es immer wieder Zwischenapplaus.

Für die perfekt choreographierten Tänze der Jugendlichen gab es immer wieder Zwischenapplaus.

Foto: Achim Blazy

Eltern, Freunde, Ehrengäste und zahlreiche Neugierige dankten es ihnen mit noch lauterem Applaus. Und den hatten sich die rund 60 Jugendlichen auch mehr als verdient, hatten sie doch die Menschen im Saal vorher auf eine fast 100-minütige Zeitreise durch die Geschichte des TV Ratingen mitgenommen. Es war der Auftakt in die Feierlichkeiten des größten Ratinger Vereins, der in diesem Jahr 150 Jahre alt wird.

"Ich weiß nichts und bin deshalb sehr gespannt, was ich hier gleich zu sehen bekomme", sagte Silvia Glander, die TV-Vorsitzende, kurz vor Beginn der Aufführung. Und in der Tat, außer den Verantwortlichen der Produktion und den jungen Künstlern wusste nahezu niemand, was denn da kommen würde - wie es eben bei einer Geburtstagsüberraschung sein sollte. Dass die letztlich ein wahres Feuerwerk wurde, machte die Freude über das Stück, das eine Mischung aus Tanz, Schauspiel und Musik bot, am Ende so groß - völlig zurecht. Man hätte den Darstellern gewünscht, dass das Rein und Raus in Parkett und Loge etwas weniger gewesen wäre. Warum auch immer, es herrschte die ganze Zeit reger Betrieb. Doch davon ließen sich die Darsteller nicht stören, spielten wie echte Profis unbeirrt weiter. Auch wenn die Frage erlaubt sei, ob es nicht etwas mit Respekt gegenüber dem Engagement der jungen Leute zu tun hat, ständig den Saal zu verlassen. Der rote Faden war dabei eine Zeitreise der Gründerväter des Vereins, die auf eine Zeitmaschine treffen und im Jahr 2015 voller Schrecken feststellen, dass der einstige Verein nur für Männer plötzlich nicht nur weibliche Mitglieder hat, sondern auch noch von zwei starken Frauen geleitet wird. Und diese Szenen waren ein echter Augenschmaus - zu köstlich vor allem die Darstellung von Dorian Thrumann und Ozan Beydogan, die völlig entgeistert entdecken, dass in der Zukunft plötzlich nicht mehr alleine die Männer das Sagen haben. Das hatte Charme und jede Menge Qualität. Nicht umsonst ernteten die beiden jungen Schauspieler ein ums andere Mal alleine für ihre Mimik jede Menge Gelächter. Dass es allerdings in einem Sportverein nicht immer nur um Spaß geht, sondern auch um die Vermittlung von Werten, wurde in den Liedtexten deutlich, die die Jugendlichen alle selbst geschrieben haben: Toleranz und gemeinsames Miteinander standen hier im Mittelpunkt - Werte, für die ein Verein wie eben der TV einstehen muss. Und so waren die Lieder ein wohltuend ernster Gegenpol zu den actionreichen Nummern der Tanzgruppe, die mit ihren perfekt choreographierten Nummern immer wieder Applaus auf offener Szene erntete, und der lustigen Zeitreise, die leider aufgrund der aufwendigen Umbauphasen einige Längen hatte. Doch das tat der Begeisterung und dem Jubelsturm am Ende völlig zurecht keinen Abbruch. Das Engagement der Jugendlichen, die fast ein halbes Jahr auf diesen Moment hingearbeitet hatten, erhielt die verdiente Belohnung. Und so blieb am Ende des Abends nur ein kleiner fader Beigeschmack: Schade, dass dieses toll inszenierte Stück nicht noch einmal aufgeführt wird. Karl Ritter

(RP)
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