Ratingen/Mettmann An(ge)dacht: Bilder bilden Bilder

Im Dom zu Neviges fand am Samstag, 5. Mai, der für die Feuerwehren im Kreis Mettmann schon traditionelle Floriansgottesdienst statt.

In einem Ausbildungsscript für die jungen Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner heißt es: "Jeder hat sein eigenes Weltbild" und weiter: "Liegt ein Einsatzereignis außerhalb des menschlichen Weltbildes, dann besteht die Gefahr einer seelischen Verletzung".

Es lohnt sich also, nicht nur für einen Seelsorger, sich über diese Weltbilder Gedanken zu machen. Tatsächlich sammeln wir alle täglich Bilder. Schöne Bilder, bunte Bilder , bewegte und bewegende Bilder, langweilige, ständig wiederkehrende Bilder, Bilder die wir gleich wieder vergessen und entsetzliche Bilder, Bilder, die wir gleich wieder vergessen möchten und nie mehr vergessen können.

Als Seelsorger weiß ich, welch unheilvolle Macht Bilder haben können, die Einsatzkräfte manchmal mitansehen. In einer Welt, in der die Bilder, die unser Weltbild und unser Menschenbild formen, andererseits von Medien wie Fernsehen und Internet, sozialen Netzwerken und Videospielen geprägt werden, fällt es immer schwerer, zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu Unterscheiden. Möglicherweise ist dieser Unterschied viel geringer als wir meinen. Wer schon einmal in einem guten Kinofilm war und miterlebt hat, welche Gefühle ein Film in uns auslösen kann (Freude, Wut, Hass, Ekel, Angst, Trauer), der ahnt, dass fiktive Bilder eine ähnlich starke Wirkung auf uns haben wie die Wirklichkeit. Diese Bilder gestalten unser Weltbild mit, sie beeinflussen unsere Menschenbilder.

Und unser Gottesbild? Weltbilder, geprägt durch schlimme Erfahrungen, haben Menschen schon immer veranlasst, Schutz zu suchen. Gegen die Angst vor den unberechenbaren Dingen haben Menschen sich selbst Bilder gemacht. Diese Bilder haben den täglichen Lauf des Lebens bestimmt.

So oder so, Bilder bestimmen unser Leben und manchmal sind sie eine Zwangsjacke. Mir ist das erste Gebot hier eine besondere Hilfe. Gott spricht allen Bildern, die wir uns machen, jegliche Macht ab. Sie haben keine Macht über uns, wir brauchen sie nicht zu fürchten: Ich bin der Herr dein Gott, du brauchst dich vor nichts und niemandem zu fürchten. Du brauchst dir keine Bilder zu machen, sie haben keine Macht über dich. Es sind nur Bilder, keine Götter.

Pfarrer Jürgen Draht Seelsorger für Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Kreis Mettmann.

(RP/rl/ila)
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