Heiligenhaus „Am liebsten sofort loslegen“

Düsseldorf · Uschi Klützke ist „Beauftragte der Stadt für den Themenbereich Kulturhauptstadt 2010“. Ein Gespräch über die Kontakte in Richtung Essen – und über ein Konzept, das die Heiligenhauser Kunstszene mit ins Spiel bringt.

Im vergangenen Jahr wählte die Jury der Europäischen Union Essen zur Kulturhauptstadt 2010. Eine Metropole, die unmittelbar an Heiligenhaus grenzt. Verständlich, dass die Kommune einen Beitrag dazu leisten möchte. Nun bestellte der Rat Ursula Klützke offiziell zur „Beauftragten der Stadt für den Themenbereich Kulturhauptstadt 2010“. RP-Mitarbeiterin Ruth Ortlinghaus sprach mit der Vorsitzenden des Kultur- und Partnerschaftskomitees über ihre Aufgaben und Visionen.

Die Wahl Essens zur Kulturhauptstadt wurde von einer ganzen Region bejubelt, aber auch von vielen, die der alten Kulturstadt Görlitz den Vorzug gaben, kritisiert. Wie sehen Sie das?

Klützke Natürlich fehlt Essen der historische Glanz wie den bisherigen Kulturhauptstädten Venedig, Madrid, Kopenhagen, Weimar, Florenz und vielen anderen. Aber wir leben im Zeitalter der technischen Industrialisierung. So war die Wahl einer Stadt und somit einer gesamten Region mit einer alten Industriekultur, die voll ausgeschöpft wird im Hinblick auf die Moderne, eine zwingende Notwendigkeit.

Sie sind politisch und sozial sehr engagiert und aktiv an der Basis tätig. Wie sehen Sie die zusätzlich Arbeitsbelastung?

Klützke Die Wahl ist in erster Linie für mich eine Ehre und keine zusätzliche Belastung. Ich möchte am liebsten sofort loslegen. Und das muss ich auch in punkto Bewerbung zum Mitmachen.

Bisher haben sich 53 Städte beworben. Mit welchen Kriterien wollen Sie den Zuschlag bekommen?

Klützke Erst einmal die Verbindung zu Essen definieren und dann mit Veranstaltungsvorschlägen.

Wie sieht das in der praktischen Umsetzung aus?

Klützke Unser 1200-jähriger Lebensraum ist eng mit der Historie Essens verbunden. Schließlich waren es Heiligenhauser, die durch umfangreiche Grundbesitz-Schenkungen im ausgehenden ersten Jahrtausend den Grundstein zu dem unvorstellbaren späteren Reichtum des Klosters Werden legten, zu Fuß über die Isenbügeler Höhen in die Stadt pilgerten. Heute sind es Hunderte, ob Jung oder Alt, die im reichhaltigen Kulturangebot der Zeche Zollverein, des Aalto- und Grillo-Theaters und der Essener Philharmonie ihre kulturelle Heimat sehen. So fahren regelmäßig vom Kulturamt organisierte Busse zum Musiktheater der Stadt. Etliche unserer im Ort lebenden etablierten Künstler wie Matthias Lanfer, Doris Halfmann, Yoshio Yoshida, Siglinde Salden, Ute Dix und Andreas Liesner haben ständige Verbindungen zur Metropole und der gesamten Region. Das sind nur einige der Kriterien.

Und wie sehen Ihre Visionen in Bezug auf das Heiligenhauser Veranstaltungsprogramm aus?

Klützke Da gibt es viele. Lassen Sie mich die wesentlichste herausgreifen. Vor einigen Jahren hatte ich das Glück, in Risa in einer Industriebrache ein ungewöhnliches und selten zu hörendes und zu sehendes Musikspektakel mit den auch in Essen und Heiligenhaus sehr bekannten Elblandphilharmonikern zu erleben: die Aufführung „The Planets“ von Gustav Holst.

Einem englischen Komponisten der Neoromantik, der in Deutschland viel zu wenig bekannt ist?

Klützke Genau. Die Orchestersuite, in den Jahren 1914 bis 1916 entstanden, ist für ein großes Sinfonieorchester komponiert, mit einem zusätzlichen sechsstimmigen Frauenchor. Es handelt sich um spätromantische Klänge, großorchestraler Filmmusik ähnlich, deren Wirkung vor allem durch die monumentalen Klangeffekte die Zuhörer fasziniert. Die sieben Sätze der Komposition tragen jeweils den Namen eines Planeten unseres Sonnensystems, beziehungsweise der römischen Gottheit, nach der der Planet benannt ist: Mars, Venus, Merkur, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.

Wie stellen Sie sich die Aufführung vor Ort vor?

Klützke Passend zur Kulturhauptstadt in der Industriebrache der ehemals großräumigen Firma Kirchmann und Niederdrenk. Gespielt von der Elblandphilharmonie. Die Gestalt der Planeten soll in den jeweiligen Sätzen mit Laserstrahlen an die Decke geworfen werden und das Ganze mit einem Feuerwerk enden. Ein unter die Haut gehendes Musikspektakel für Jung und Alt gleichermaßen.

Wie soll die Finanzierung aussehen?

Klützke Ich hoffe auf den Zuschlag zur regionalen Beteiligung und dann wird es Fördergelder geben. Dieser Part ist für mich vorläufig sekundär, erst einmal erfolgt jetzt die Bewerbung.

(RP)
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