Neuss Tosender Beifall für Lajos Dudas

Neuss · Es ist schon etwas Besonderes, wenn Lajos Dudas, der große Jazzklarinettist, der so lange in Neuss gewirkt hat und heute in Überlingen am Bodensee lebt, für ein Konzert in seine frühere Heimatstadt zurückkehrt. Mit seinem Quartett, mit dem er im Oktober beim renommierten Salzburger Jazz-Herbst gastieren wird, gab er nun sein erstes Konzert im Pauline-Sels-Saal des Romaneums.

 Lajos Dudas im Quartett – mit Begeisterung im Romaneum gefeiert.

Lajos Dudas im Quartett – mit Begeisterung im Romaneum gefeiert.

Foto: stei

Es würde ein außergewöhnlicher Abend werden, das ließ schon vor Beginn ein Blick in den voll besetzten Saal ahnen. Zwar ist bekannt, dass Lajos Dudas das ist, was man einen "musicians' musician", nennt, also gewissermaßen ein Geheimtipp für Kollegen und Kenner. Selten jedoch waren bei einem Jazzkonzert so viele Musikerkollegen anwesend wie diesmal. Sie alle lieben die Klasse und den Ideenreichtum von Dudas' Spiel. Umgekehrt aber weiß auch er das verständige Neusser Publikum zu schätzen. "Solche Konzerte spiele ich in dieser Gegend nur in Neuss", sagt er. "Hier kann ich sicher sein, dass die Leute auch wirklich zuhören."

Den Kern des aktuellen Lajos-Dudas-Quartetts bildet das Duo mit dem Gitarristen Philipp van Endert, mit dem der Klarinettist nun schon seit zwei Jahrzehnten zusammenarbeitet. Dudas und van Endert überraschen immer wieder aufs Neue durch ihr symbiotisches Zusammenspiel. Hier gibt es nicht nur die Wechselrede von Frage und Antwort, sondern auch Improvisationslinien, die einander umspielen und umranken, Gitarren-Voicings, die vorauszuahnen scheinen, welche Richtung ein Klarinettensolo nehmen wird, sowie satte Tiefton-Grooves von der Jazzgitarre, die in anderen Bands ein Bass liefern würde.

Befeuert wird die Musik dieses "Trios aus zwei Personen", das für sich genommen schon phänomenal ist, durch die treibenden Polyrhythmen des Drummers Kurt Billker und des Perkussionisten Jochen Büttner. Dieser hatte auf der Bühne nicht nur diverse Trommeln, Becken und Rasseln aufgebaut, sondern auch über ein Dutzend Gongs in unterschiedlichen Größen, mit denen es ihm gleich zu Beginn gelang, eine geradezu magische Spannung aufzubauen.

Dudas wäre nicht Dudas, wenn er nicht bei jedem Besuch etwas völlig Neues mitbringen würde. So auch diesmal. "Duke Ellingtons Standard ,Caravan'", sagte er, "ist unzählige Male aufgenommen worden. Doch mir ist aufgefallen: Niemand spielt dieses Stück als Tango." Was folgte, war genau das: Die erste konzertante Tango-Version dieses "Jungle Style"-Klassikers. Tosender Applaus.

(NGZ)
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