Neuss Für Lajos Dudás ist das Leben einfach Jazz

Neuss · Kulturamt startet Filmreihe über Neusser Künstler mit einem Porträt über den Klarinettisten.

 Zwei Freunde und Musiker: Lajos Dudás (l.) und Philipp van Endert.

Zwei Freunde und Musiker: Lajos Dudás (l.) und Philipp van Endert.

Foto: stei

"Was ist Jazz?", fragt Lajos Dudás am Anfang der rund 20-minütigen Filmdoku über ihn, die schlicht mit seinem Vornamen überschrieben ist und am vergangenen Donnerstag im Pauline-Sels-Saal des Romaneums Premiere hatte. Diese Doku über den 1941 in der ungarischen Hauptstadt Budapest geborenen Klarinettisten ist zugleich der Start einer vom Kulturamt Neuss produzierten Filmreihe über "Neusser Künstler im Porträt", die auf die Initiative der "beiden Müllers" (O-Ton Dagmar Wilgo, Lehrerin für Blockflöte an der hiesigen Musikschule, dort nun Regisseurin) zurückgeht. Gemeint sind der Leiter des Kulturamtes, Harald Müller, und der Leiter der Musikschule, Holger Müller. Dudás, der bis 2003 30 Jahre lang an der Musikschule Neuss unterrichtete, gibt verschmitzt grinsend selbst eine mögliche Antwort: "Das Leben ist Jazz." 20 Minuten sind nicht viel Zeit, um das wechselhafte Leben und vielschichtige Werk Dudás' einzufangen. Dennoch schafft es die Doku, einen spannenden Bogen über die Vita des Klarinettisten zu schlagen. Zwar reißt sie in kurzen Gesprächssequenzen nur an, wie wohl sich Dudás in Neuss gefühlt, wie stark er als Jazzklarinettist das städtische Kulturleben geprägt und wie nachhaltig er als Musikpädagoge gewirkt hat. Aber auch in dieser Doku soll es nicht nur um "Neusser" Kultur gehen. Vielmehr will der Film die Wirkung der in Neuss entstehenden Kunst auf die Welt draußen zeigen - nach dem Motto: "think global, act local", und umgekehrt ist Dudás wiederum einer der wenigen Klarinettisten weltweit, die diesem Holzblasinstrument zu seinem Recht im zeitgenössischen Jazz verholfen haben.

Ein wenig Eitelkeit sei Dudás erlaubt, wenn er stolz auf sein langes Leben als international anerkannter Jazzklarinettist und -komponist zurückschaut. Wie er zum Beispiel den Bebop-Trompeter Dizzy Gillespie getroffen oder mit regionalen Instrumentalisten seine Vorstellung einer modernen, durch die Klarinette inspirierten Improvisationsmusik verwirklicht hat. Vor allem aber sind die Szenen mit dem Gitarristen Philipp van Endert interessant, wenn die beiden entspannt im Auto sitzend auf dem Weg zu einem Konzert über das Leben philosophieren. In diesen Szenen erfährt man viel über Dudás - über den Menschen ebenso wie über den Jazzmusiker.

Der Film bleibt eine befriedigende Antwort auf die von Dudás gestellte Frage schuldig. Dafür gab es aber das Konzert des 77-Jährigen mit dem eine Generation jüngeren Gitarristen van Endert im Anschluss. Sicherlich, Jazz kann auch Metapher sein für das Leben. Dennoch ist Jazz auch und gerade eine Musik, die dem Moment verpflichtet ist, in dem sie entsteht. Oder anders gesagt: Jazz ist Emotion pur.

(NGZ)
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