Vorbestrafter 26-jähriger Süchtiger gestand Tötung Statt Haft einen Rentner erstochen

Wilhelm Richard Hädicke wird am 29. Januar in seiner Wohnung an der Rheinallee erstochen. Sein Mörder, den er kurz zuvor im Rheinparkcenter kennengelernt hat und mit in seine Wohnung nimmt, hätte unter normalen Umständen nicht auf freiem Fuß sein dürfen, sondern im Gefängnis sitzen müssen. Marco H. hatte noch einen zweieinhalbjährige Freiheitsstrafe wegen diverser Delikte, darunter Körperverletzung abzusitzen, ist nicht aus dem Hafturlaub zurück gekehrt.

Statt in Bielefeld in Haft zu sitzen, ermordet er den Rentner, um in dessen Wohnung Geld zu rauben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes aus Habgier und niedrigen Beweggründen. Nach Angaben von Staatsanwalt Hans-Rainer Kleinert hat er die Tat - wenn auch noch nicht in Einzelheiten - gestanden. Dass die Mordkommission unter Leitung von Dietmar Wixfort dem drogen- und alkoholabhängigen Marco H. auf die Spur kommt, verdankt sie auch "Kommissar Zufall".

So meldet sich wenige Tage nach der Tat der 37 Jahre alte Ralf K. bei der Kripo und gibt Informationen weiter, die er von einem Dritten gehört hat. Es sind Details über die Tötung von Willi Richard Hädicke, die nur der Täter kennen kann. Der Name des Mannes, von dem K. die Informationen hatte, ist nicht bekannt, aber das Umfeld. Darauf konzentriert die Mordkommission ihre Ermittlungen - und der Zufall kommt ein weiteres Mal zu Hilfe. Am 8. Februar nehmen Polizisten Marco H. fest: Er hat in Neuss einen Diebstahl begangen und den Ladendetektiv verletzt.

Die Mordkommission schaltet sich ein, doch Marco H. schweigt eisern. Die Beamten forschen im Umfeld des Verdächtigen - und stoßen nach Angaben von Kleinert auf Ursula K. Die 49-Jährige kümmert sich "ohne behördlichen Auftrag aus eigenem Antrieb" um Strafgefangene. So auch um Marco H.. Schnell kommt den Ermittlern der Verdacht, dass sie mehr weiß, als sie zugibt. Als schließlich ein "Quasi-Alibi" wegen eines falschen Datums platzt, wird Ursula K. erneut vernommen. Schließlich gibt sie zu, dass Marco H. ihr gegenüber die Tötung des Rentners gestanden hat. Diese Erkenntnisse hält die Mordkommission dem Verdächtigen vor - schließlich gesteht er die Tat ein.

Doch die Einzelheiten des Tathergangs müssen noch in mühsamer Kleinarbeit ermittelt werden. Marco H. gibt laut Kleinert immer nur so viel zu, wie es gerade unumgänglich ist. So ist die Tatwaffe, vermutlich ein Messer, noch nicht bekannt. Der Ermittlungsrichter am Neusser Amtsgericht, der die Vernehmungen auch außerhalb der üblichen Dienststunden begleitet, erlässt Haftbefehl wegen Mordes und schickt Marco H. in Untersuchungshaft.

In Justizvollzugsanstalten kennt sich Marco H. aus: 19 Vorstrafen weist das Register auf, die erste mit 15 Jahren. "Die Palette reicht quer durch das Strafgesetzbuch von Vermögensdelikten über Sexualstraftaten bis zu Gewalt- und Betäubungsmittel-Delikten", berichtet Kleinert. Der Verdächtige lebte offenbar von Straftaten, finanzierte damit seine Drogen- und Alkoholabhängigkeit. Auch gegen die "Betreuerin" Ursula K. wird laut Kleinert wegen des Versuchs der Strafvereitelung ermittelt, sowie wegen des Versuchs, eine falsche Spur gelegt zu haben. Chris Stoffels

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