Neuss "Speed-Dating" mit Neusser Politikern

Neuss · Beim "Speed-Dating" der NGZ konnten Schüler des Berufskollegs Weingartstraßein in dieser Woche die Neusser Spitzenkandidaten kennenlernen. Drei Minuten Zeit hatten die Politiker jeweils, um die Jugendlichen zu überzeugen.

 Vorstellung vor der Fragerunde mit (v. l.): Ingeborg Arndt, Reiner Breuer, Karina Baikowski, Christoph Lauxtermann und Jörg Geerlings.

Vorstellung vor der Fragerunde mit (v. l.): Ingeborg Arndt, Reiner Breuer, Karina Baikowski, Christoph Lauxtermann und Jörg Geerlings.

Foto: woitschützke

Drei Minuten sind kurz. Erst recht, wenn in dieser Zeit viele Fragen beantwortet werden sollen, von denen schon die erste lautet: "Wie sind Sie eigentlich zur Politik gekommen?" Denn das wollten alle Schüler, die am "Speed-Dating" der NGZ im Berufskolleg Weingartstraße teilnahmen, von ihrem Gegenüber wissen. Unsere Zeitung hatte zusammen mit der Schule diesen kurz getakteten Austausch zwischen Jugendlichen und Politikern organisiert. Das "Speed-Dating" wird normalerweise bei der Partnersuche benutzt. Aber auch nach dem Treffen waren sich die Schüler einig, dass sie die Frage nach einem Wiedersehen mit "Ja" beantworten würden. "Die Politiker so persönlich kennenzulernen, war toll", sagte die 19-jährige Linda Plum.

 CDU-Politiker Jörg Geerlings kam bei

CDU-Politiker Jörg Geerlings kam bei

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Neben dem persönlichen Eindruck zählten für die Schüler auch Inhalte: Etwa die Entscheidungen rund um die Internationale Schule, Zuschüsse für Jugendeinrichtungen oder Kosten für den Nahverkehr. Dabei zeigten sie sich gut informiert. So wollte Bank-Azubi Christoph Lauxtermann von FDP-Politiker Rainer Reimann wissen, warum die Liberalen im Stadtrat stets gegen schnelle Sanierungen der Schultoiletten gestimmt hatten, ihr Spitzenkandidat Hermann Verfürth allerdings nun das Gegenteil angekündigt hat. Reimann, der anstelle von Verfürth teilnahm, kam da direkt in Erklärungsnot.

 Jörg Geerlings und Rainer Reimann im Gespräch mit den Schülern.

Jörg Geerlings und Rainer Reimann im Gespräch mit den Schülern.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Dass Politik auch Ansichtssache ist, bewiesen die Spitzenkandidaten der anderen Parteien, Jörg Geerlings (CDU), Reiner Breuer (SPD), Ingeborg Arndt (Grüne) und Roland Sperling (Die Linke) bei der Frage, wie viel ein Verkauf der Internationalen Schule den Steuerzahler kosten wird. Während SPD und Grüne davon überzeugt sind, dass ein "Substanzwert" von 25 Millionen angemessen wäre, geht Jörg Geerlings davon aus, dass der "Verkehrswert" bei 17 Millionen Euro liegt und das höhere Angebot des Investors daher angemessen sei.

 Roland Sperling machte Vorschläge zum kostenlosen Nahverkehr.

Roland Sperling machte Vorschläge zum kostenlosen Nahverkehr.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

"Es ist interessant zu beobachten, wie die Politiker argumentieren", sagte Karina Baikowski. Die 19-Jährige lebt in Allerheiligen und interessiert sich deswegen für den Neubau der Grundschule in ihrem Stadtteil. "Ich fand, dass Jörg Geerlings nicht gut erklären konnte, warum seine Partei die Schule erst kurz vor der Wahl wollte", sagte die Schülerin, die sich bei ihrem Stopp beim SPD-Konkurrenten Breuer wohler fühlte, dort direkt ins Gespräch kam über ihre Schulzeit.

 Karina Baikowski sprach mit Reiner Breuer (SPD) über Schulpolitik.

Karina Baikowski sprach mit Reiner Breuer (SPD) über Schulpolitik.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Bei Malek Ulusoy kam dagegen Jörg Geerlings besser an. "Es hat mich beeindruckt, was er alles getan hat, um in der Politik erfolgreich zu sein", meinte die 20-Jährige. Punkten konnte ebenfalls Roland Sperling für die Linke. "Ich habe die Partei vor diesem Treffen nicht für wählbar gehalten", sagt Stephanie Watzka, die die Höhere Handelsschule besucht. Wirtschaftsgymnasiast Kai Wardin stimmt ihr zu: "Slogans wie ,Nehmt es den Reichen und gebt es den Armen' haben mich bislang abgeschreckt." Doch Sperlings Argumente, dieses Ziel über einen kostenlosen Nahverkehr zu erreichen, kamen bei ihm gut an. "Ganz unrealistisch fand ich das nicht", sagt der 17-Jährige. Da hatte Dominik Patrzek am Tisch von CDU-Politiker Geerlings allerdings anderes erfahren - der erklärte dem 17-Jährigen, dass die Buspreise bereits subventioniert sind.

 Christoph Lauxtermann fragte bei Rainer Reimann (FDP) kritisch nach.

Christoph Lauxtermann fragte bei Rainer Reimann (FDP) kritisch nach.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Respekt zeigten die Schüler für das Engagement von Grünen-Politikerin Arndt - ihr Einsatz für den Botanischen Garten in direkter Nachbarschaft zum Berufskolleg hat sich herumgesprochen. Stephanie Watzka sammelte während des "Speed-Datings" fleißig die Visitenkarten der Politiker. "Denn ich kann mir gut vorstellen, mich in einer Partei zu engagieren", sagte sie.

(NGZ)
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