Thomas Schommers "Obama bleibt ein Hoffnungsträger"

Neuss · Die USA feiern den Unabhängigkeitstag, und Neuss feiert mit. Ein Gespräch über deutsch-amerikanische Beziehungen.

 Thomas Schommers von der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft.

Thomas Schommers von der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft.

Foto: lh

Herr Schommers, wie oft waren Sie eigentlich schon in den USA?

Thomas Schommers Bestimmt über 25 Mal, was aber auch daran liegt, dass ich mit einer Amerikanerin verheiratet bin. Ich bin gern in den Vereinigten Staaten, die Menschen sind offen, freundlich und gar nicht so oberflächlich, wie es die Vorurteile behaupten.

Dabei ist das Bild der Deutschen von den USA gerade gar nicht so positiv. Ob Abhörskandal, Guantanamo oder Staatsschuldenkrise — vieles läuft schief in Amerika.

Schommers Das liegt aber auch an der deutschen, sehr kritischen Sichtweise. Auch ich bin sicher nicht mit allem einverstanden, was die USA tun, etwa wenn in Guantanamo Menschenrechte verletzt werden. Aber ich plädiere für eine differenzierte Sichtweise. So empfinde ich die Aufregung über die Abhör-Aktionen als scheinheilig. Denken Sie mal an die Sauerland-Terrorgruppe. Die ist nur aufgeflogen, weil der US-Geheimdienst den Deutschen einen Tipp gab. Das hat Menschenleben gerettet — und natürlich wurden dafür Abhörmethoden genutzt.

Aufgewachsen ist die Generation des Kalten Kriegs mit einem sehr positiven Amerika-Bild. Was hat sich verändert?

Schommers Ich denke, die Amerikaner sind für die Deutschen nicht mehr die "Befreier", als die sie in der Nachkriegszeit wahrgenommen wurden. Und umgekehrt haben die USA nach 1990 damit aufgehört, für sich und ihre Ziele zu werben — was zur Zeit des Kalten Krieges noch essenziell war, um die Deutschen an den Westen zu binden. Um ein Beispiel zu nennen: Von 30 Amerika-Häusern, die es früher gab, sind heute noch drei übrig geblieben, und die finanzieren sich mittlerweile weitgehend selbst. Gelitten hat das Bild der USA vor allem unter der Ägide von George W. Bush. Barack Obama ist es nun, der dieses Bild wieder geraderückt.

Aber hat Obama nicht auch viele Hoffnungen enttäuscht?

Schommers Sicher waren die Erwartungen sehr hoch, und nicht immer lassen sich alle Pläne umsetzen, die im Wahlkampf gut geklungen haben. Auch Angela Merkel geht das so. Ich bin nach wie vor fasziniert von Obama. Nicht zuletzt zeigt seine Wiederwahl, das die Amerikaner ihm weiter vertrauen.

Die Amerikaner sind für Deutschland ein wichtiger Partner. Gilt das auch auf regionaler Ebene?

Schommers Auf jeden Fall. Für uns steht natürlich die Verbindung zur Partnerstadt St. Paul im Mittelpunkt, die im kommenden Jahr ihr 15-jähriges Bestehen feiert. Der Austausch ist wichtig, weswegen wir nächstes Jahr wieder eine Delegation nach St. Paul schicken möchten.

Wie wichtig sind die USA als Handelspartner?

Schommers 38 amerikanische Firmen haben ihren Sitz im Rhein-Kreis, und wir hoffen, dass es noch mehr werden. Ich sehe es auch als Aufgabe unseres Vereins an, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern und für unsere Region zu werben, zumal das geplante Freihandelsabkommen neue Chancen für den Handel versprechen.

Und sie vermitteln das Lebensgefühl der USA. Zum ersten Mal hat Ihr Verein am Romaneum den Unabhängigkeitstag gefeiert.

Schommers Wir wollen für das Land begeistern. Denn der Freiheitsgedanke, für den die USA stehen, ist es wert, weitergetragen zu werden.

HANNA KOCH FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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