Neuss "Heimstätten" suchen Partner für Fusion

Neuss · Der Verband der Wohnungswirtschaft rät kleineren Genossenschaften zu Kooperationen. Die Heimstätten peilen gerade sogar eine Fusion an.

 Karl-Heinz Wittmann, Vorstand der 1947 gegründeten "Neusser Heimstätten", vor dem Haus Harffer Straße. Es wurde als letztes im Bestand saniert.

Karl-Heinz Wittmann, Vorstand der 1947 gegründeten "Neusser Heimstätten", vor dem Haus Harffer Straße. Es wurde als letztes im Bestand saniert.

Foto: woi

Die Neusser Heimstätten Baugenossenschaft denkt über den Anschluss an eine andere Genossenschaft beziehungsweise eine Fusion nach. Die Vertreterversammlung der 307 Mitglieder zählenden Genossenschaft erteilte jetzt dem Vorstand ein entsprechendes Mandat. Wahrscheinlichster Partner ist die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft (GWG), dessen Aufsichtsrat das Thema schon beraten hat und grundsätzlich begrüßt. "Ein kleines, gesundes und gutes Unternehmen", nennt GWG-Vorstand Ulrich Brombach die "Heimstätten".

Neuss: "Heimstätten" suchen Partner für Fusion
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die treibt daher nicht Not in die Arme der GWG. Die gerade vom Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Hutmacher vorgelegte Bilanz weist einen Überschuss in der Größenordnung von 116 000 Euro aus. Das versetzt das Unternehmen in die Lage, das Eigenkapital auf 2,56 Millionen Euro aufzustocken und auf die 919 Anteile der Mitglieder eine vierprozentige Dividende auszuzahlen. Zudem konnte 2012 fast eine Million Euro in die damit abgeschlossene energetische Sanierung der 13 genossenschaftseigenen Mietshäuser gesteckt werden. Der Bestand ist also in Schuss.

Nein, nicht Not bringt das Thema Fusion auf die Tagesordnung, sondern die Suche nach einer Perspektive. "Der Vorstand ist im Pensionsalter, der Aufsichtsrat eigentlich auch überaltert", erklärt Karl-Heinz Wittmann, einer von zwei nebenamtlichen Vorständen. Er könnte für die Fortführung nach jüngeren Vorstandsmitgliedern Ausschau halten, aber die finden sich kaum noch. Ein Problem, mit dem die Heimstätten nicht alleine sind im Land, wie Andreas Göhbühl, Sprecher des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW), bestätigt.

Zu der Personalfrage kommt die Frage nach der Zukunftsfähigkeit und damit der Wirtschaftlichkeit. 40 Prozent der 300 landesweit tätigen Wohnungsgenossenschaften bewirtschaften Bestände von weniger als 500 Wohnungen, müssen aber nicht nur das Alltagsgeschäft bewältigen, sondern auch gesetzliche Auflagen — wie etwa bei der Wärmedämmung — umsetzen. Der Aufwand für sie ist dabei ungleich größer, angesichts des geforderten Know-how eine Professionalisierung der Geschäftsführung fast unumgänglich. Der VdW rät deshalb zu Kooperationen. "Das wird zunehmend ein Thema werden", ist Gröhbühl überzeugt. Der Dachverband VdW hat deshalb in seinem Genossenschaftsausschuss einen Arbeitskreis "Kooperation und Netzwerke von Wohnungsgenossenschaften gebildet. "Kleinere Genossenschaften werden aber nicht aussterben", sagt Gröhbühl, es entstünden vielmehr auch neue — etwa als Alten-Wohngemeinschaften.

Der Bauverein Holzheim, mit 270 Mitgliedern und 194 Wohnungen in der gleichen "Gewichtsklasse" wie die Heimstätten, hat das Thema Selbstständigkeit "gut gelöst", wie Vorstandsmitglied Peter Hurtmann meint. Ein Tochterunternehmen des Bauvereins Grevenbroich erledigt schon seit 1992 das tägliche Geschäft der Verwaltung. Dieser Geschäftsbesorgungsvertrag wurde gerade erst bis 2018 verlängert.

(NGZ)
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