Neuss Kölner Lockruf

Neuss · Der Bauverein verkaufte große Teile des Marianum-Areals an einen Kölner Investor. Im Gegenzug wollen sich die Neusser nun in Köln engagieren. Der Wettbewerb der Ideen und Argumente ist eröffnet.

 Die Christuskirche prägt das Erscheinungsbild im Belgischen Viertel der Stadt Köln. Auf das Areal hat der Neusser Bauverein ein Auge geworfen.

Die Christuskirche prägt das Erscheinungsbild im Belgischen Viertel der Stadt Köln. Auf das Areal hat der Neusser Bauverein ein Auge geworfen.

Foto: NGZ

Der Bauverein verkaufte große Teile des Marianum-Areals an einen Kölner Investor. Im Gegenzug wollen sich die Neusser nun in Köln engagieren. Der Wettbewerb der Ideen und Argumente ist eröffnet.

 Ein Blick in den Innenraum. Das Kirchenschiff soll abgerissen werden.

Ein Blick in den Innenraum. Das Kirchenschiff soll abgerissen werden.

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Neuss Verkehrte Welt? Am Mittwoch meldete die Neusser Bauverein AG, sie habe den Gebäudekomplex des ehemaligen Collegium Marianum, Preußenstraße, an das Kölner Immobilienunternehmen Vivacon AG verkauft, die dort nach eigenen Angaben "70 hochwertige Eigentumswohnungen" realisieren will. Während sich der Bauverein von seinem Neusser Marianum-Areal getrennt hat, steht er offenbar kurz davor, im Gegenzug in Köln als Projektentwickler- und Bauträger aktiv zu werden. Über den Ankauf einer Liegenschaft der Evangelischen Gemeinde Köln an der Herwarthstraße im so genannten Belgischen Viertel soll der Aufsichtsrat des Bauvereins bereits am Donnerstag beraten. Mitglieder des Gremiums weilten zu einem Ortstermin in der Domstadt.

 Der Standort soll für die Seelsorge erhalten bleiben. Da hilft jeder Cent.

Der Standort soll für die Seelsorge erhalten bleiben. Da hilft jeder Cent.

Foto: NGZ

Das neue Objekt der Bauverein-Begierde liegt im Kölner Westen. Blickfang des Areals ist die Christuskirche, deren Ursprünge in die Jahre 1891/94 zurückgehen. Aus jener Zeit stammt nur der Turm, der unter Denkmalschutz steht. Das Kirchenschiff wurde im Krieg zerstört, 1951 wieder aufgebaut und ist stark sanierungsbedürftig. An seiner Stelle soll ein kleiner sakraler Raum für Gottesdienste entstehen. Die evangelische Kirche will den Standort für Seelsorge und Gemeindeleben erhalten. Eine Bebauung auf dem Gelände ist vorgesehen. Der Neusser Bauverein plant offenbar dort rund 50 Eigentumswohnungen zu errichten. Pfarrer Friedrich Karl Weber wollte sich am Freitag auf Anfrage der NGZ nicht äußern: "Dazu bin ich nicht befugt."

Im Juni hatten Bürgermeister Herbert Napp als Vorsitzender des Aufsichtsrates und Vorstand Frank Lubig in einem NGZ-Interview für den Gedanken geworben, der Bauverein möge die Grenzen des so genannten Regionalprinzips sprengen. Ziel sei es, so Napp damals, "an einem ausgesuchten Objekt probeweise die Leistungsfähigkeit des Bauvereins zu belegen, indem wir das Projekt konkret durchspielen." Und Frank Lubig lieferte die Begründung für den Schritt in die Region sofort hinterher. Es gehe darum, auch auswärts Geld zu verdienen, "um es für sozial- und städtebauliche Aufgaben im Neusser Stadtgebiet wieder einzusetzen".

Für Dr. Achim Rohde ein Schritt in die falsche Richtung. Der FDP-Politiker und frühere Regierungspräsident fordert, die Beratung über das Kölner Engagement des Neusser Bauvereins von der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung zu nehmen: "Haben wir nicht in Neuss genug zu tun? Müssen wir Neusser Risikokapital nach Köln tragen?" Aufsichtsrat Rohde will eine Grundsatzdebatte über die künftige Konzeption des Bauvereins und keine Einzelentscheidung: "Ist der Bauverein Bauträger oder Makler?"

Christdemokrat Karl-Heinz Baum widerspricht. Der Aufsichtsrat und stellvertretende Vorsitzende der Neusser CDU-Ratsfraktion kann sich sehr wohl vorstellen, dass der Bauverein im Einzelfall außerhalb der Stadtgrenzen aktiv wird, "um seine Kernaufgaben in Neuss zu finanzieren". Sei ein Projekt substanziell in Ordnung und finanziell lukrativ, werde er es unterstützen. Für den CDU-Planungsexperten Baum ist aber auch klar: "Ich spreche von Einzelfällen. Das Betätigungsfeld des Bauvereins ist in erster Linie das Neusser Stadtgebiet - und so wird es auch in Zukunft bleiben."

(NGZ)
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