Neuss „Es war ein Martyrium“

Neuss · Neuss/Düsseldorf Die meisten Neusser kannten ihn nur aus seinem "ersten Leben": Hans-Joachim Will war Lehrer, Mitarbeiter der SPD-Landesregierung und galt als enger Vertrauter von Ex-Arbeitsminister Friedhelm Farthmann.

 Zwei Jugendliche haben gestanden, Hans-Joachim Will ermordet zu haben.

Zwei Jugendliche haben gestanden, Hans-Joachim Will ermordet zu haben.

Foto: NGZ

Neuss/Düsseldorf Die meisten Neusser kannten ihn nur aus seinem "ersten Leben": Hans-Joachim Will war Lehrer, Mitarbeiter der SPD-Landesregierung und galt als enger Vertrauter von Ex-Arbeitsminister Friedhelm Farthmann.

Die letzten Stunden in seinem Leben waren eine furchtbare Qual. Nach Angaben der Düsseldorfer Kriminalpolizei haben zwei jugendliche Intensivstraftäter gestanden, "Hans, den Professor" - wie er in der Düsseldorfer Trinkerszene genannt wurde - getötet zu haben. Der Ablauf der Tat hat selbst erfahrene Ermittler geschockt.

Vergangener Samstag, gegen 20 Uhr: "Hans, der Professor" sitzt wie fast täglich dort, wo sich in Düsseldorf-Bilk die Alkoholiker treffen - im Florapark. Er diskutiert mit zwei Jugendlichen und einer 17-jährigen Freundin der beiden über den Tod einer alten Bekannten.

"Inge" war im April 2007 im Florapark-Teich ums Leben gekommen, die Polizei hatte damals kein Fremdverschulden feststellen können. Hans Will allerdings war fest davon überzeugt, dass die beiden Jugendlichen mit der Tat zu tun haben.

"Wir haben bei ihm Schriftstücke gefunden, auf denen er seine Gedanken dazu festgehalten hat", so der Leiter der Mordkommission Dietmar Wixfort.

Er kündigt Martin K. und Simon T. an, am nächsten Tag zur Polizei gehen zu wollen. Daraufhin rasten die beiden als gewalttätig bekannten Jugendlichen aus. K. und T. dreschen auf den früheren Neusser ein und werfen letztlich sogar eine Parkbank auf ihn.

Dann lassen sie den hilflosen Mann im Florapark zurück, um ihre Freundin nach Hause zu bringen. Anschließend kehren sie zurück. Hans Will hat sich inzwischen aufgerappelt und sitzt mit 3,2 Promille Alkohol im Blut auf einer Bank.

Die beiden Jugendlichen packen den 54-Jährigen, werfen ihn von einer Brücke in den Florapark-Teich, gehen ins Wasser und versuchen, Hans Will zu ertränken.

Als er sich nicht mehr rührt, ziehen sie ihn in ein Gebüsch und gehen nach Hause, um die nassen Hosen loszuwerden und sich umzuziehen. "Dann haben sie entschieden, noch mal in den Park zu gehen", so Chefermittler Wixfort, "sie haben Handschuhe und ein Messer mitgenommen."

In dem Gebüsch ist Hans Will wieder zu sich gekommen, er ist allerdings nicht in der Lage, zu flüchten. Die beiden Jugendlichen haben leichtes Spiel - sie schlagen ihr Opfer erneut zu Boden und stechen dann wechselseitig mit einem Messer insgesamt 26 Mal auf ihn ein.

"Es war ein Martyrium. Man kann sich das eigentlich gar nicht vorstellen. Ich will hier kein Ranking aufstellen, aber diese Brutalität haben wir in den letzten Jahren sehr selten gesehen." Hans Will wird erst am nächsten Tag von einer Spaziergängerin und ihrem Hund gefunden.

Die Polizei will nun prüfen, ob der aus Uedesheim stammende Mann mit seinen Vorwürfen gegen die beiden jugendlichen Intensivtäter vielleicht Recht hatte.

"Wir werden den Tod der 72-jährigen Frau noch einmal gründlich untersuchen", so Staatsanwalt Andreas Stüve, "unsere Obduktion damals nach ihrem Tod hatte aber keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod ergeben."

Es sei allerdings auffällig, dass alleine die bloße Verdächtigung jetzt für die Jugendlichen ausgereicht habe, um einen Menschen zu töten.

Gegen Martin K. und Simon T. wurde Haftbefehl wegen Mordes beantragt. Der 20-jährige K. hatte in der Vergangenheit als Gebäudereiniger gearbeitet, T. war arbeitslos.

Beide gehören zu einer Liste der 184 schlimmsten Intensivstraftäter in der NRW-Landeshauptstadt. Der Mord an Hans Will war die traurige Krönung ihrer kriminellen Laufbahn.

(NGZ)
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