Neuss Gröhe nennt den Glauben seine Lebenslinie

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ließ im Gespräch mit NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten keinen Zweifel daran aufkommen, wie sehr der christliche Glaube sein Handeln beeinflusst. Für den überzeugten evangelischen Christen Gröhe ist der Glaube das im Gegensatz zum Parteiprogramm "wesentlichere Fundament": "Der Glaube ist die Lebenslinie, die Politik das Instrument", erklärte er gestern auf dem blauen NGZ-Sofa, das beim evangelischen Stadtkirchentag zu Gast war.

 Im Gespräch mit NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten (l.) ließ Hermann Gröhe keinen Zweifel daran, dass sein Glaube seine Arbeit in der Politik beeinflusst.

Im Gespräch mit NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten (l.) ließ Hermann Gröhe keinen Zweifel daran, dass sein Glaube seine Arbeit in der Politik beeinflusst.

Foto: woi

Glaube und öffentliches Leben gehören für Gröhe zusammen. Und er sieht Christen in der Pflicht, sich für eine menschenfreundlichere Welt einzusetzen. "Gott braucht uns auch ohne Perfektion", meinte Gröhe und verwies auf die kulturelle Prägung durch den Auftrag zur Hilfeleistung, der sich zum Beispiel im Arbeitersamariterbund zeige: "Das ist ein Auftrag zu ethischem Verhalten", betonte Gröhe.

In der Politik sei vieles ohne die christliche Soziallehre undenkbar, und wenn uns ein Papst aus Argentinien ins Gewissen redet, gefällt das auch dem evangelischen Christen Gröhe. Bei herausragenden Fragen wie Lebensschutz und Umgang mit Sterbehilfe werde er von seiner christlichen Grundhaltung geleitet, die auch seine politischen Entscheidungen beeinflusst. Er hoffte, dass das 'C' in seiner Partei für alle Mitglieder eine Rolle spiele. Wenn Parteien das verleugnen, wofür das Christentun einsteht, so seien sie abzulehnen. Deshalb erteilt er scharfem Rechtspopulismus eine klare Absage.

Die Frage nach der Abwehr von Kirchenaustritten beantwortete Gröhe mit dem Wunsch nach mehr gemeinsamen Statements von evangelischen und katholischen Christen. In der Ökumene begrüßte er den Gedanken, dass man gemeinsam Dienst am Nächsten tue. "Reformatorische Momente" erlebt er im Zusammensein mit seiner Familie nach einer hektischen Arbeitswoche: "Das Wichtigste im Leben ist geschenkt!" Das erde ihn ungemein. Außerdem trage ihn der Glaube und schütze ihn vor Größenwahn, meinte der Politiker schmunzelnd.

Der Kirchentag gefiel ihm außerordentlich: "Wir Evangelischen kennen ja keine Prozessionen, deshalb ist eine solche Veranstaltung im öffentlichen Raum gut", meinte Gröhe. Die vielen Organisationen, die ihre Arbeit vorstellten, vermittelten einen Eindruck vom umfangreichen Engagement für andere. "Wie viel ärmer wäre die Gesellschaft und insbesondere auch die Stadt Neuss ohne sie!" Das Reformationsjubiläum ist für ihn eine Gelegenheit, auf die friedfertige Wirkung von Religion in unserem Land hinzuweisen.

(keld)
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