Neuss Further helfen in Chile

Neuss · Nach dem verheerenden Erdbeben in Chile kann der Neusser Priester Rolf Schnitzler nur Teile seines Pfarrhauses bewohnen. Jetzt sammeln die Katholiken in Christ-König für ihren früheren Messdiener und Pfadfinderleiter.

 Die vom Erdbeben in Chile zerstörte Kirche.

Die vom Erdbeben in Chile zerstörte Kirche.

Foto: privat

So dringend wie jetzt hat Rolf Schnitzler die Hilfe aus Neuss noch nie gebraucht: Seine Pfarrkirche San Ramon in Retiro ist einsturzgefährdet, eine Giebelwand und Teile des Daches fehlen, Turm und Eingang sind nicht mehr zu retten. Die Unterkunft des Priesters — abrissreif. Ein Bett hat sich der Geistliche im Pfarrbüro aufgestellt. Auch sein Wohnhaus im 60 Kilometer entfernten San Javier ist nur noch zu Teilen bewohnbar. Folgen des schweren Erdbebens der Stärke 8,8, das Chile in der Nacht zum 27. Februar erschütterte. Das hat überall Spuren in Schnitzlers Gemeinde hinterlassen, die unweit des Epizentrums des Erdbebens liegt. Und jetzt steht in Südamerika der Winter vor der Tür.

 Pfarrer Rolf Schnitzler (li.) mit seinem Bruder Dieter. Der Pfarrer lebt seit 45 Jahren in Chile, sein Bruder noch immer auf der Furth.

Pfarrer Rolf Schnitzler (li.) mit seinem Bruder Dieter. Der Pfarrer lebt seit 45 Jahren in Chile, sein Bruder noch immer auf der Furth.

Foto: woi

Für die so dringenden Aufräumarbeiten und Reparaturen wird Geld gebraucht. Geld, das der gesundheitlich stark beeinträchtigte Rolf Schnitzler nicht hat. Darum haben sein Bruder Dieter, der von der Furth telefonisch Kontakt hält, und der Neusser Malteser-Chef Sebastian Rosen in der Nordstadt einen Spendenaufruf gestartet und auch bereits den leitenden Pfarrer Hans-Günther Korr ins Boot geholt. Ein Ruf, von dem sie hoffen, dass er nicht ungehört verhallen wird. "Es ist beeindruckend, was Pfarrer Schnitzler in Chile aufgebaut hat", weiß Sebastian Rosen aus eigenem Augenschein. Nur wenige Tage vor der Naturkatastrophe hatte er den Jugendfreund seines Vaters mit seinen Eltern besucht.

Abgerissen ist der Kontakt zur alten Heimat ohnehin nie in den 45 Jahren, die Rolf Schnitzler nun in Chile wirkt. Immer wieder zeigten die Gläubigen aus Christ-König ihre Verbundenheit und spendeten aus den Erlösen von Pfarrfesten und Karnevalsfeiern. Doch jetzt ist ihre Solidarität nötiger als je.

Rolf Schnitzler wurde an der Ketteler Straße groß, wo Bruder Dieter noch heute das Elternhaus bewohnt. Er gehörte zu den ersten Messdienern der neuen Pfarre Christ-König, gründete dort zudem den Stamm Johanniter der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Auf einer Romreise beeindruckte ein chilenischer Bischof den damaligen Sozialarbeiter so nachhaltig, dass dieser nach Chile auswanderte, dort die Sprache lernte und Theologie studierte, schließlich als "Spätberufener" seine erste Pfarrstelle übernahm. Heute betreut der trotz Beinamputation und Herzschrittmacher voll aktive 72-Jährige 24 000 Gemeindemitglieder in 26 teils weit auseinander liegenden Außenstellen.

(NGZ)
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