Neuss Der letzte Generalist

Neuss · Dr. Peter Lippers, Chefarzt für Allgemein-Chirurgie und ärztlicher Direktor des Johanna-Etienne-Krankenhauses wird verabschiedet. Nach 36 Jahren als Krankenhausarzt hat er andere Pläne. Etwa ein Seminar für Blechbearbeitung.

 Peter Lippers hat 36 Jahre Arbeit im Johanna-Etienne hinter sich.

Peter Lippers hat 36 Jahre Arbeit im Johanna-Etienne hinter sich.

Foto: woi

Er hat nicht gebettelt, länger arbeiten zu dürfen, und eine Anfrage von "Ärzte ohne Grenzen" hat er ebenfalls dankend abgelehnt: Arzt ist Dr. Peter Lippers lang genug gewesen. "Man soll gehen, so lange es noch gut geht", hatte sich der 61-Jährige schon vor zwei Jahren vorgenommen — und jetzt geht er.

Nach 36 Jahren im Johanna-Etienne-Krankenhaus wird der Chefarzt der chirurgischen Klinik und ärztliche Direktor des Krankenhauses in der Nordstadt am kommenden Mittwoch mit einer Feierstunde im Zeughaus verabschiedet. Beginn: 18 Uhr.

Die Nachfolge ist längst geregelt. Schon im Dezember wurde Professor Thomas Foitzik aus Bad Kissingen als Chefarzt für die Allgemein- und Viszeral-Chirurgie bestellt. Dienstantritt: 3. Mai. Das wird Lippers nicht abwarten. Eine Übergabe findet nicht statt, sein Laden läuft — dank des Ärzte- und Pflegerteams, von dem er sich am Donnerstag schon verabschiedet hat, bevor er zum letzten Mal an einer Sitzung des Fördervereins teilnahm.

Seit Hermann-Josef Heiers vor zwei Jahren verabschiedet wurde, ist Lippers der dienstälteste Arzt in dem 40 Jahre bestehenden Haus. Am 1. März 1974 hat der in Neuss aufgewachsene Düsseldorfer ("An Düsseldorf habe ich aber keine Erinnerung.") als Medizinal-Assistent angefangen. "Das gab es damals noch." Und die Abschaffung dieses Titels war nicht die einzige Änderung, die Lippers in seinen Jahren als Krankenhausarzt erlebte.

Eigentlich hatte der Sohn einer Großhandelskaufmannsfamilie, der Albert Schweitzer toll fand, Landarzt werden wollen. Er wurde es nicht, denn im JEK fing er in der Chirurgie an, fand das spannend — und blieb. "Es gibt kein Feld, auf dem ich nicht operiert habe", bilanziert er heute stolz.

Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr, die den Oberstabsarzt bis zum vergangenen Jahr immer wieder einberief, kehrte Lippers zum "Etienne" zurück, das er nur noch ein Mal für ein Jahr an der Uni-Klinik verließ. 1980 wurde er Facharzt für Chirurgie, 1982 Oberarzt, 1995 Chefarzt. Damals noch für eine ungeteilte Chirurgische Klinik mit 100 Betten. Eine immer größer werdende Spezialisierung in der Medizin hatte deren Aufgliederung zur Folge. Die Gefäßchirurgie wurde 2001 ausgegliedert, vor zwei Jahren auch die Unfallchirurgie. Generalisten, wie Lippers einer ist, sterben aus. Oder? "Irgendwann wird der Generalist wiederkommen. Weil man ihn braucht, gerade in der Notfallsituation", ist er sicher.

Arzt sei er immer von Herzen gern gewesen, sagt Lippers, aber er habe sich nicht ausschließlich über den Chefarztstatus definiert. Das macht ihm — anders als anderen Kollegen — das Loslassen leichter. Und jetzt? "Im Juni mache ich einen Lehrgang zur Blechbearbeitung", sagt er. Denn schon im Vorjahr hat sich der Oldtimerfan eine eigene Werkstatt eingerichtet. Dort wird er einen 60 Jahre alten Mercedes restaurieren. In Blaumann statt Kittel.

(NGZ)
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