Neuss Der Sportgestalter

Neuss · Am Dienstag beendet Friedhelm Thissen nach fast 49 Jahren seine Arbeit im Rathaus. Seine Berufung fand der gebürtige Weißenberger, als er am 1. Februar 1992 die Leitung des Sport- und Bäderamtes übertragen bekam.

 Nach 20 Jahren als Amtsleiter geht Friedhelm Thissen in den Ruhestand. Weggefährten loben: "Er hat den Sport gestaltet, nicht verwaltet."

Nach 20 Jahren als Amtsleiter geht Friedhelm Thissen in den Ruhestand. Weggefährten loben: "Er hat den Sport gestaltet, nicht verwaltet."

Foto: A. Woitschützke

Er war die Reizfigur für jeden Bewohner und Besucher der Innenstadt: Mehr als zwei Jahrzehnte war Friedhelm Thissen für "Verkehrsangelegenheiten" zuständig, die Hälfte davon als Leiter des Amtes für Verkehrslenkung und damit der oberste Neusser "Knöllchenjäger".

Wenn der 65-Jährige am Dienstag nach 48 Jahren und zehn Monaten aus städtischen Diensten ausscheidet, verlässt trotzdem einer der beliebtesten Beamten das Rathaus. Des Rätsels Lösung: Vor genau 20 Jahren, am 1. Februar 1992, übernahm Friedhelm Thissen die Leitung des damaligen Sport- und Bäderamtes (heute Sportamt). Und dort, in den alten Gemäuern an der Hafenstraße, fand der gebürtige Weißenberger seine Berufung.

"Sport hat mich immer nicht bloß interessiert, Sport war immer meine Leidenschaft", sagt Friedhelm Thissen. Fußball hat er gespielt, beim TuS Reuschenberg, beim VfR Neuss ("aber nur in der Reserve"), bei der DJK Rheinkraft. "Eigentlich war ich der bessere Leichtathlet", sagt Thissen, der bei der Bundeswehr handgestoppte 10,9 Sekunden über 100 Meter lief, "aber Mannschaftssport war mir immer lieber." Für Fußball schlägt sein Herz immer noch, weshalb er es bedauert, dass diese Sportart in Neuss ein Schattendasein fristet: "Wenn wir den Zuschlag bekommen hätten, Trainingsquartier für die WM 2006 zu werden, sähe das anders ist", ist Thissen überzeugt.

Den Bau des geplanten Großprojekts am Stadtwald hätte er gerne begleitet. So blieb es bei Neubauten wie dem Ringerzentrum im Nordpark oder der Sporthalle in Allerheiligen. Als "altem Fußballer" war ihm auch die Umwandlung vieler Aschen- in Kunstrasenplätze ein Herzensanliegen. "Wie überhaupt Friedhelm Thissen als Amtsleiter immer ein Ohr für die Anliegen der Vereine hatte, sich stets bemüht hat, in ihrem Sinne zu entscheiden", sagt Wilhelm Fuchs. Der muss es wissen, schließlich ist er als Chef des Stadtsportverbandes oberster Interessenvertreter aller Neusser Sportvereine.

Thissens Wesen als geselliger und kontaktfreudiger Mensch – seit 40 Jahren marschiert er zu Schützenfest d'r Maat erop, die vergangenen drei Mal als Oberleutnant der Gildeknaben – machten es ihm leicht, Zugang zu den Sportlern zu finden. Auch zu den vierbeinigen. Denn Galopprennen ist seine zweite Leidenschaft, nicht erst, seit er Vorstandsmitglied des Reiter- und Rennvereins ist. Als Teil einer Besitzergemeinschaft, zu der auch sein Freund Peter Ritters gehörte, nannte er mehrere schnelle Vollblüter sein eigen, darunter Backbord, der das italienische St. Leger gewann, und Logarithmus. "Das war das beste Pferd im Stall", sagt Thissen über den ehemaligen Sieger des Case-Preises auf der Galopprennbahn am Hessentor.

Angst, in ein "Ruhestands-Loch" zu fallen, hat er deshalb auch keine: "Ich habe genügend Interessen." Und eine Einladung zur nächsten Sportlerehrung, die er 20 Jahre organisierte, hat Friedhelm Thissen auch schon in der Tasche.

(NGZ)
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