Serie Neusser Kunst – Die Werke Und Ihre Künstler Das Runde in besondere Form gebracht

Neuss · Die Bildhauerin Carola Eggeling lebt und arbeitet in Neuss und im mallorquinischen Bergdorf Deià. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch amorphe Formen aus- gut sichtbar auch am Beispiel ihrer Bronzearbeit im Foyer des Neusser Rathauses.

 Seit 2010 steht die Bronzeplastik von Carola Eggeling im Foyer des Rathaus – als Dauerleihgabe der Sparkassen-Jubiläumsstiftung.

Seit 2010 steht die Bronzeplastik von Carola Eggeling im Foyer des Rathaus – als Dauerleihgabe der Sparkassen-Jubiläumsstiftung.

Foto: Woi

neuss Ihre Arbeiten bestehen aus Draht, Gips, Eisen, Stein oder Ton, müssten also tonnenschwer sein (gemessen sind sie es auch), aber sie wirken so leicht, so spielerisch, dass man glaubt, sie in mal eben hochnehmen zu können. Und immer ist die Form organisch, schwungvoll, rund. Kein Wunder, denn ein Credo für die Bildhauerei der Carola Eggeling lautet: "In der Natur gibt es keine geraden Linien."

Die Natur dient der im Atelierhaus arbeitenden Künstlerin als Quelle, ist die Inspiration für ihre Skulpturen, die immer figürlich wirken, selbst wenn sie nichts Bestimmbares meinen. Vielmehr spürt Carola Eggeling den Formen der Natur nach, macht sich den biologischen Prozess zu eigen und entwickelt daraus eine amorphe Form, die von jeder Seite aus betrachtet werden kann. Was auch genau die Absicht der Künstlerin ist — dass ihre Plastiken nämlich aus jeder Blickrichtung anders wirken, etwas Neues bieten. Immer aber gestalten sie auch den Raum, denn Eggeling spielt mit der Dreidimensionalität, schafft sich fast eine eigene neue.

Das wird auch bei der Bronzearbeit deutlich, die seit 2010 im Foyer des Rathauses steht (eine Dauerleihgabe der Jubiläumsstiftung der Sparkasse) und den Raum am Treppenaufgang zu einem anziehenden Ort macht. Ein massives und doch so filigran wirkendes, ein wie in ständiger Bewegung scheinendes Kunstwerk in einem öffentlich zugänglichen Raum, das aber die Begrenzung durch feste Wände ringsum wunderbar verträgt. Selten tragen ihre Arbeiten Titel — und wenn, dann spricht die Form dafür. Das lässt dem Betrachter ansonsten völlig freie Hand für Gedanken und Einordnungen und entspricht der Absicht der Künstlerin, niemanden auf festgefügte Bahnen locken zu wollen.

Die 1953 in Rostock geborene Künstlerin bezeichnet sich selbst als Autodidaktin (was mit Blick darauf, dass sie keine gewöhnliche Akademie-Laufbahn gemacht hat, auch stimmt), aber eigentlich kann man das nur auf die Aneignung von Idee und Formen für ihre bildhauerische Arbeit beziehen: Sie lässt sich von eigenen Sinneseindrücken leiten, gibt diesen in ihren Arbeiten wiederum einen ganz eigenen Ausdruck und bewegt sich dennoch ganz souverän im Bereich der klassischen Kunst, die einen Raum nicht füllt, sondern regelrecht beschreibt.

Dabei fand Carola Eggeling erst nach ihrem 30. Lebensjahr zum eigenen Kunstschaffen. Dann aber ging sie konsequent weiter, suchte und fand die Mitarbeit mit vielen Künstlern in Düsseldorf — der Bildhauer Bert Gerresheim etwa wurde zu einem wichtigen Mentor -—studierte an der Kunstakademie Trier und begann regelmäßig auszustellen.

Carola Eggeling arbeitet schon seit vielen Jahren nicht nur in Neuss oder Düsseldorf, sondern auch im mallorquinischen Deià. Der Mythos diese idyllischen Bergdorfes in der Serra Tramuntana auf der Mittelmeerinsel, der zu allen Zeiten Künstler angelockt hat (etwa Peter Ustinov, Ava Gardner, Pablo Picasso, Ulrich Leman, William Waldren oder Anaïs Nin), hat offensichtlich auch seine Wirkung auf Eggeling nicht verfehlt, denn ein Großteil ihrer Werke entsteht bei den Aufenthalten in dem 300 Jahre alten Haus, das sich die Künstlerin zusammen mit ihrem Mann vor mehr als 20 Jahren gekauft hat.

Mehrere Monate im Jahr verbringt die Bildhauerin in ihrem Freiluft-Atelier in Deià (dort arbeitet sie am liebsten draußen), nicht minder wichtig ist für sie persönlich und ihre Kunst Arbeit und Leben in der Quirinusstadt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort