Neuss Das RLT will "glauben!"

Neuss · Der Mensch und sein Glaube – ob an sich selbst oder eine höhere Macht – ist das Grundthema der nächsten Spielzeit im Rheinischen Landestheater. Zwei Schauspieler werden die Bühne verlassen.

2000 Zuschauer mehr bei fast gleich gebliebener Veranstaltungszahl (104 zu 103 in 2010) im eigenen Haus; noch mal 1000 Zuschauer mehr bei den Abstechern, die ebenfalls nach oben gingen (von 79 auf 84) – kein Wunder, dass Bettina Jahnke so zufrieden ausschaut. Dabei mag die Intendantin des RLT es eigentlich gar nicht, wenn ihr Haus an Zahlen gemessen wird; viel lieber erzählt sie von künstlerischen Erfolgen, freut sich, sagen zu können: "Unser Publikum mag es, sich mit Stoffen auseinanderzusetzen."

Daran wird es auch in der Spielzeit 2012/13 keinen Mangel geben. "glauben!" ist diese übertitelt, und Joseph Roths Roman "Hiob" macht den Auftakt, inszeniert von Jahnke und "eine der ersten Setzungen des Themas". Geht es doch um einen Menschen, der erst alles verlieren muss, bevor er zum Glauben findet. Diesen möchte das Team um Jahnke und Chefdramaturgin Barbara Noth nicht allein unter religiösen Vorzeichen verstanden wissen. "Es geht insgesamt um die Fähigkeit, an etwas zu glauben, was größer ist als die menschliche Existenz", sagt Jahnke. Selbst der Atheist glaube an etwas – "nämlich an nichts, und auch das erfordert Kraft". Aber mit einer dreiteiligen Gesprächsreihe soll auch ein interreligiöser Dialog in Gang gesetzt werden.

Wie schon in ihren ersten drei Spielzeiten wird die Intendantin wieder zwei Stücke inszenieren. Kein Shakespeare dieses Mal, denn den auf dem Plan stehende "Kaufmann von Venedig" habe sie schon mal gemacht, sondern neben "Hiob" noch Simon Stephens "Harper Regan": "Ich bin ein großer Fan des Autors, habe ihn aber noch nie inszeniert." Bei den Regiegästen setzt das RLT-Team im Wesentlichen auf bewährte Kräfte: Catja Baumann, Katka Schroth, Jürgen Lingmann, Antje Thoms, Joerg Bittrich und Catharina Fillers haben alle schon am RLT gearbeitet; Neuzugänge sind Saher Amini, Nora Mansmann und Michael Lippold. Und Kai Wolters, der als Disponent fest am RLT arbeitet, wird zum ersten Mal mit "Auszeit!" eine große Produktion konzipieren und einrichten (Musik: Walter Kiesbauer).

Die größte personelle Veränderung im RLT-Team vollzieht sich hinter den Kulissen. Ausstattungsleitern Ivonne Theodora gibt ihren Posten auf, weil sie mit der Familie mittlerweile in Leipzig lebt. "Aber sie wird uns als Gast erhalten bleiben", sagt Jahnke. Die nächste Saison will sie ohne Ausstattungschefin gestalten und sich die Zeit nehmen, in Ruhe einen Nachfolger suchen, "denn die Zusammenarbeit ist auch eine Vertrauenssache".

Im Ensemble werden künftig Melanie Vollmer und Michael Großschädl fehlen. Vollmer will mehr drehen, und Großschädl muss in Österreich Zivildienst leisten.

(NGZ)
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