Neuss Tarifrunde ist für Jahnke eine "Komödie im Dunkeln"

Neuss · Vorträge mit anschließender Diskussion über die Zukunft des Theaters im Foyer des Rheinischen Landestheaters.

 Sie diskutierten am Samstag Abend über die Zukunft der Theater und des Theaterpersonals.

Sie diskutierten am Samstag Abend über die Zukunft der Theater und des Theaterpersonals.

Foto: A. Woitschützke

Das Rheinische Landestheater hatte zu einem Abend der großen Zahlen geladen. "40 000 Theatermitarbeiter treffen ihre zuständigen Politiker" hieß das Motto am vergangenen Samstag. Nicht nur das schöne Wetter verhinderte, dass daraus eine Massendemonstration wurde. Denn es waren natürlich nur die Vertreter der im Theaterprozess involvierten Menschen, welche man im Foyer des Hauses an der Oberstraße begrüßte. Und die kamen zahlreich und hochkarätig.

Zur Vorgeschichte: Im vergangenen Jahr trafen sich Mitarbeiter aller Theater mit ihren Landtagsabgeordneten anlässlich des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes, das auch die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft unter Schutz stellt. Der Neusser Abend bildete sozusagen die Fortsetzung dieser Initiative. Bei den Impulsvorträgen und der sich anschließenden Diskussion ging es weiter um große Zahlen, vor allem aber um solche, die den Theaterleuten ziemlich zu schaffen machen.

Eine "Komödie im Dunkeln" nannte RLT-Intendantin Bettina Jahnke die gerade abgeschlossene Tarifrunde im öffentlichen Dienst. "Was ist, wenn die Kommune uns diese massive finanzielle Mehrbelastung nicht ausgleicht?" fragte sie bei der Begrüßung der Gäste. Denn darum ging es auch in dieser spannenden Debatte: Während das nichtkünstlerische Personal sich über einen quasi unkündbaren Status und regelmäßige Lohnerhöhungen freuen kann, läuft die Spirale bei den Künstlern in die umgekehrte Richtung.

Adil Laraki von der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger verdeutlichte den krassen Unterschied. Ein Bühnentechniker verdient im zweiten Jahr annähernd 3000 Euro brutto pro Monat. Dagegen muss ein Schauspieler oder eine Schauspielerin mit 1000 Euro weniger auskommen. Und dies bei verschärften Arbeitsbedingungen: In den achtziger Jahren wurde man bei zwei bis drei Produktionen pro Spielzeit eingesetzt. Heute sind es häufig sechs bis sieben Stücke. Der künstlerische Arbeitsvertrag, NV-Solo genannt, bildete mit seinen Kündigungsmöglichkeiten einst ein Instrument der Freiheit. Heute könnte die Theaterleitung, so Harald Wolff von der Dramaturgischen Gesellschaft, diesen Vertrag auch gegen unbequeme Künstler nutzen. Wolff war einige Jahre lang als Dramaturg am RLT beschäftigt und erinnerte sich gern an seine Neusser Zeit.

Als bundesweiter Funktionär tätig lobte er somit auch besonders die Initiative der neuen NRW-Landesregierung zur Verbesserung des Einkommens der Künstler. Hildegard Kaluza, Referatsleiterin beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft, belegte dies mit Zahlen. In der aktuellen Legislaturperiode wird der Haushaltsposten für Kultur von 200 auf 300 Millionen Euro erhöht. Dafür erhielt Kaluza viel Applaus von den Anwesenden Netzwerkern. Für die Zukunft der 40 000 Theaterleute kann man also hoffen.

(NGZ)
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