Neuss Das Opferlamm – Zeichen der Erlösung

Neuss · serie opfer (5) Gastbeitrag von Monsignore Guido Assmann, Oberpfarrer an St. Quirin

 Ostern trägt Pfarrer Assmann ein Messgewand mit gesticktem Opferlamm.

Ostern trägt Pfarrer Assmann ein Messgewand mit gesticktem Opferlamm.

Foto: Woitschützke, Andreas

In den nächsten Tagen wird man auf vielen Tischen wieder Osterlämmer sehen: Kuchen in Lammform, mit Puderzucker bestreut. Es gibt sie auch aus Schokolade.

Das Lamm wird im Judentum als Opfertier gesehen. Das Opfer wird als Wiedergutmachung stellvertretend für denjenigen gegeben, der das göttliche Gesetz übertreten hat. Daher nennt man dies auch Sühneopfer. Ein Gedanke, der heute fast vergessen ist. Dass sich jedoch ein Mensch stellvertretend für einen anderen einsetzt, ja sogar "aufopfert", kommt zum Glück auch in unserer technisierten Welt noch vor.

Die hohe symbolische Bedeutung des Lammes als österliches Zeichen wird uns im Alten Testament gezeigt. Das von Gott auserwählte Volk Israel feiert seit der Befreiung aus Ägypten jedes Jahr zu Beginn des Frühling das Paschafest. Im Buch Exodus kann man im 12. Kapitel nachlesen, wie dramatisch die Flucht aus der Sklaverei war. Jede Familie sollte sich ein fehlerloses Lamm holen und schlachten. Etwas von dem Blut sollte die Gemeinde an die Türpfosten streichen. In der Nacht würde es ein Zeichen des Glaubens an Gott sein und alle Bewohner schützen, wenn Ägypten geschwächt werden sollte, um das Volk Israel zu erlösen. Mose führte dann am nächsten Tag das Volk aus der Gefangenschaft.

Als Jesus zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auftritt, zeigt Johannes der Täufer auf ihn und sagt: "Seht, das Lamm Gottes!" (Joh 1,29). Im elsässischen Colmar steht der berühmte Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Jesus hängt sterbend am Kreuz, rechts von ihm steht Johannes der Täufer, zu seinen Füßen ein blutendes Lamm mit kleinem Kreuz. Das Blut wird von einem Kelch aufgefangen. Das Lamm steht für Unschuld (weiß, fehlerfrei und jung). Grünewald verbindet zwei Szenen, zwischen denen drei Jahre liegen: Die Begegnung Jesu mit Johannes und die Kreuzigung Jesu. Damit trifft er eine große theologische Aussage: Wurde das Lamm geopfert, um das Volk aus Ägypten zu befreien, so wird Jesus (unschuldig, ohne Sünde) geopfert, um alle Menschen zu erlösen. Mit dem Opfer des gekreuzigten und auferstandenen Herrn ist ein für alle Mal die alte Opferpraxis beendet.

(NGZ)
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