Neuss Warum schöne Hüte glücklich machen

Neuss · Frau trägt Hut auf dem Schützenfest. Aber welche Form passt zu welchem Gesicht? Ist es nicht so, dass einige Frauen gut behütet fantastisch aussehen und andere einfach kein Hutgesicht haben? Erfahrungsbericht einer Hutskeptikerin.

 Wenn die Schützen sonntags über den Markt marschieren, wird ihr Tun auf den Rängen von einer Hutparade begleitet. Längst ist es nicht nur für geladenen Zuschauerinnen auf dem Rathausbalkon ein Muss, zu diesem Anlass Hut zu tragen, sondern auch für jene auf den Tribünen und den Balkonen. Der Hut gehört für viele Frauen an diesem Tag einfach dazu – und er passt auch je nach Machart sowohl zu Jeans und T-Shirt wie auch zum eleganten Kostüm.

Wenn die Schützen sonntags über den Markt marschieren, wird ihr Tun auf den Rängen von einer Hutparade begleitet. Längst ist es nicht nur für geladenen Zuschauerinnen auf dem Rathausbalkon ein Muss, zu diesem Anlass Hut zu tragen, sondern auch für jene auf den Tribünen und den Balkonen. Der Hut gehört für viele Frauen an diesem Tag einfach dazu – und er passt auch je nach Machart sowohl zu Jeans und T-Shirt wie auch zum eleganten Kostüm.

Foto: Woi (l. 3.v.l.), end (2.v.l., r.)

Auf keinen Fall, nichts zu machen, mir stehen einfach keine Hüte – schade, aber damit muss ich wohl leben. Keine gute Idee also, gerade mich zu Kirsten Geissel zu schicken. Die Neusserin, die eigentlich zusammen mit ihrem Mann ein Autohaus betreibt, kennt sich mit Hüten besonders gut aus. Als Hobby verschönert sie Hüte mit selbst gemachten Bändern, Schleifen, Federn oder anderen Verzierungen. Dazu berät sie Freundinnen und Bekannte, welcher Hut für welchen Typ der Richtige ist.

 Kirsten Geissel (r.) hat die Leidenschaft für Hüte von ihrer Großmutter geerbt und daraus ein Hobby gemacht, von dem auch viele Freundinnen von ihr profitieren. Und NGZ-Mitarbeiterin Susanne Zolke (l.), der sie den passenden Hut auf den Kopf setzte. Dabei arbeitet Kirsten Geissel mit klassischem Werkzeug und hat auch einen Fundus für die individuelle Ausgestaltung zur Verfügung.

Kirsten Geissel (r.) hat die Leidenschaft für Hüte von ihrer Großmutter geerbt und daraus ein Hobby gemacht, von dem auch viele Freundinnen von ihr profitieren. Und NGZ-Mitarbeiterin Susanne Zolke (l.), der sie den passenden Hut auf den Kopf setzte. Dabei arbeitet Kirsten Geissel mit klassischem Werkzeug und hat auch einen Fundus für die individuelle Ausgestaltung zur Verfügung.

Foto: Andreas Woitschützke.

Von meinen Hutbedenken lässt sich die Kennerin denn auch keineswegs beeindrucken. "Es kommen viele Frauen zu mir, die behaupten, einfach kein ,Hutgesicht' zu haben. Das ist Quatsch, es gibt für jeden Kopf den richtigen Hut. Und bisher sind alle hier glücklich wieder rausgegangen, Hüte machen einfach glücklich!" sagt Kirsten Geissel und lacht.

Neuss: Warum schöne Hüte glücklich machen
Foto: Endermann, Andreas (end)

Und schon habe ich das erste Modell auf dem Kopf sitzen. Aus ihrer Sammlung von großkrempigen, zierlichen, bunten, mit Schleifen oder Schmetterlingen besetzten Hüten wählt sie einen eng anliegenden, klassisch-beigen Panamahut aus. Beim Blick in ihren goldenen Spiegel fühle ich mich durchaus bestätigt. "Da sehen Sie es", sage ich mit einem gewissen Triumph in der Stimme, "steht mir nicht!" Kirsten Geissel betrachtet mit kurzem Kennerblick mein Spiegelbild und kommt nicht umhin, mir recht zu geben: "Nein, das stimmt, das ist nicht die richtige Form für ihr Gesicht, der Hut wirkt zu männlich an Ihnen." Fall erledigt, denke ich mir, kein Hut und gut.

Neuss: Warum schöne Hüte glücklich machen
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Doch in den Augen der Hobby-Hutmacherin, die schon als Kind gerne Hüte getragen hat, bin ich anscheinend noch kein hoffnungsloser Fall. Schon kommt sie mit einem auffällig ausladenden Modell auf mich zu. "Sie haben ein schmales Gesicht, da braucht es einen Hut mit breiter Krempe und einer runden Form", so die Expertin.

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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Ich traue mich gar nicht, in den Spiegel zu gucken: ein riesiger Hut und dann noch mit altrosé-farbenem Band – das kann nur ein Irrtum sein. "Der ist was für Sie! Gucken Sie mal!" sagt Frau Geissel, um mich zu ermutigen. Na gut, sei's drum. Beim Blick in den Spiegel bin ich tatsächlich ein wenig irritiert. Ungewohnt, aber gar nicht so schlecht sieht sie aus, meine große Kopfbedeckung. "Die Form ist wirklich gut, genau das Richtige für Ihr Gesicht, auch die Farbe passt. Nur die Schleife und die Federn würde ich entfernen, das sind Sie nicht." Außerdem müsse der Hut natürlich auf mein Outfit abgestimmt werden: Handtasche, Schuhe und Hut sollten in einem Farbton gehalten sein. "Früher waren auch noch die Handschuhe der Damen Ton in Ton mit dem Hut, aber die sieht man heute wirklich nur noch sehr selten", sagt Kirsten Geissel, die die Hutleidenschaft von ihrer Oma geerbt hat.

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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Ich freunde mich unterdessen innerlich immer mehr mit meiner Behütung an. "Fühlt sich gut an, nicht wahr?" frohlockt Frau Geissel. Ja, ich gebe es zu und merke, dass ich den Hut gar nicht mehr ausziehen will. "Das liegt auch daran, dass Ihr Gesicht jetzt komplett beschattet ist, so ein Hut ist natürlich auch gut für die Haut, eigentlich kann man an heißen Tagen gar nicht Besseres tragen", sagt Frau Geissel.

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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Gehörte der Hut in den 1950er Jahren noch zur Alltagsgarderobe –sogar als Kleidervorschrift –, in den 1970er Jahren trennte man sich von gesellschaftlichen Normen und Regeln – dem fiel auch der 'alte Hut' zum Opfer. "Ältere Damen und Herren sieht man auch heute noch mit Hut auf der Straße, die Jüngeren tragen sie eher zu besonderen Anlässen wie dem Schützenfest oder Hochzeiten", sagt Kirsten Geissel. Eigentlich schade, denke ich mir. Innerhalb kürzester Zeit bin ich von einer Hutskeptikerin zur -enthusiastin geworden, und in mir reift ein Vorsatz: Diesen Sommer trage ich Hut – nicht nur auf dem Schützenfest!

(RP)
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