50 Jahre Rheinstrolche Neusser Umzüge sind besser als Steuben-Parade

In der Fackelbauhalle am "Gare du Neuss" haben sie ihren festen Platz. Gleich am Eingang rechts steht die Großfackel des Gildezugs "Rheinstrolche".

 Horst Breuer, Ersatz-Leutnant und Ehrenmitglied der "Rheinstrolche", zeigt das neuste Werk mit Statement zur Fackelbauhalle.

Horst Breuer, Ersatz-Leutnant und Ehrenmitglied der "Rheinstrolche", zeigt das neuste Werk mit Statement zur Fackelbauhalle.

Foto: Linda Hammer

Daneben acht Spinde, voll mit Farben, Elektronik, Holz und Werkzeugen. Drumherum liegen Teile von Fackeln der vergangenen Jahre: alte Figuren, das Quirinusmünster, die Überbleibsel des Y-Gebäudes der Creditreform am Wendersplatz. Das geplante Gebäude war 2012 Thema der Fackel des Gildezuges.

"Wir versuchen, immer wieder stadtnahe politische Themen aufzugreifen", sagt Horst Breuer. Der 68-Jährige ist nicht nur Ersatz-Leutnant bei den "Rheinstrolchen", sondern auch Ehrenmitglied der Gilde. Mit seinem Zug hat er in 50 Jahren insgesamt 32 Fackeln gebaut. "Es macht einfach Spaß, zusammen ein Thema zu finden und es noch dreimal zu ändern", sagt Breuer schmunzelnd. Denn oftmals finde sich die erste Idee hinterher gar nicht in der Fackel wieder. So wurde in diesem Jahr aus der geplanten schlichten Jubiläumsfackel ein Statement zur Parkplatzsituation an der Fackelbauhalle.

Bei den 31 anderen Fackeln bekamen unter anderem Herbert Napp, Rita Süssmuth und Heinz Günther Hüsch ihr Fett weg, erinnert sich Breuer. Viele Karikierte ließen sich nicht lumpen und stifteten hinter sogar Bier für den Zug. "Rita Süssmuth war mit 20 Litern besonders spendabel", sagt Breuer. Gleich die erste Fackel sei ein echter Höhepunkt gewesen. Mit "Neusser Bahnhofsdüfte" kritisierte der Zug die Toilettensituation am Neusser Hauptbahnhof. "Kein Waschbecken, kein Klopapier, aber dafür stinkt es hier", lautete damals der Spruch. "Auf unserem Wagen hielt eine Mutti ihren Sohn in die Toiletten und beim Pinkeln kam tatsächlich Wasser raus", erzählt Breuer.

2000 erfüllten sich sechs Zugmitglieder einen Traum und fuhren zur "Steuben-Parade" nach New York. "Ein tolles Erlebnis", sagt Breuer. In Neuss sei das Schützenfest dennoch besser. In New York sei die Parade auf einer sechsspurigen Straße gewesen — drei Spuren für Parade, drei für den Verkehr. "Dort stand alles im Schatten des Alltags, hier steht zu Schützenfest alles still", sagt Breuer.

(RP)
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