Neuss Azubi findet neue Stelle nach Insolvenz

Neuss · René Zimmermann begann voller Elan seine Ausbildung als Industriemechaniker. Doch dann ging sein Ausbildungsbetrieb aus Neuss in die Insolvenz. Nun setzt er bei der Rhein-Getriebe GmbH seine Ausbildung fort.

 René Zimmermann (l.) und sein Ausbildungsleiter Frank Broich. Der Kaarster lernt nach einer Firmenpleite jetzt bei "Rhein-Getriebe" in Büderich.

René Zimmermann (l.) und sein Ausbildungsleiter Frank Broich. Der Kaarster lernt nach einer Firmenpleite jetzt bei "Rhein-Getriebe" in Büderich.

Foto: Ulli Dackweiler

Zahlreiche Telefonate musste Gerhard Verfürth führen, bis er alle versorgt hatte. Der stellvertretende Teamleiter im Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Neuss hatte im August 2015 einen ganz besonderen Auftrag von seiner Geschäftsführung bekommen. Er musste mal eben für acht Auszubildende des insolventen Unternehmens Whitesell einen neuen Ausbildungsbetrieb finden. "Das war nicht ganz so einfach, weil alle freien Ausbildungsstellen zu diesem Zeitpunkt bereits besetzt waren", erinnert sich Gerhard Verfürth.

Bei Frank Broich, Ausbildungs- und Betriebsleiter der Firma Rhein-Getriebe GmbH in Meerbusch, stieß sein Ansinnen jedoch gleich auf Gegenliebe. "Wir sagten sofort zu, dass wir drei Auszubildende übernehmen."

Ein Kaarster, René Zimmermann, nahm das Angebot an. Er setzt seine ursprüngliche Ausbildung als Industriemechaniker als Zerspanungsmechaniker Fachrichtung Drehtechnik bei Rhein-Getriebe fort. "Nicht nur ich, meine ganze Familie war beruhigt, dass ich meine Ausbildung auch weiterführen kann", erinnert sich der 21-Jährige.

"Bei einer Insolvenz sind oft auch die Auszubildenden die Verlierer", sagt Wolfgang Draeger, Geschäftsführer operativ der Arbeitsagentur Mönchengladbach. "Deshalb war es uns sehr wichtig, dass alle acht ehemaligen Azubis von Whitesell in anderen Betrieben unterkommen. Unser Arbeitgeber-Service hat gute Kontakte zu den Personalverantwortlichen und kann entsprechend reagieren." Dazu gehörten neben zahlreichen Telefonaten auch die Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen und persönliche Beratung der jungen Menschen.

Nicht nur René Zimmermann freut sich über seinen neuen Arbeitgeber, auch Hermann Heringer ist angetan von seinem neuen Mitarbeiter. "Er macht sich wirklich sehr gut", betont der Geschäftsführer von Rhein-Getriebe GmbH. Mit einem Augenzwinkern fährt er fort: "Wir sollten nur noch Auszubildende im zweiten Ausbildungsjahr nehmen, dann sind die ersten Anlaufschwierigkeiten überwunden und die jungen Menschen wissen, was sie wollen, und nehmen die Ausbildung dementsprechend sehr ernst."

Seit 60 Jahren stellt die Firma Rhein-Getriebe GmbH in Meerbusch Antriebstechnik für Kunden in der ganzen Welt her. Dabei arbeitet sie eng mit der Forschungsvereinigung Antriebstechnik, der Ruhr-Universität Bochum und der Fachhochschule Düsseldorf zusammen. Das Thema Ausbildung steht dabei immer auch im Mittelpunkt. Der erste Auszubildende aus dem Jahr 1986 ist immer noch im Betrieb.

Seit 2001 bildet Rhein-Getriebe in sechs Ausbildungsberufen aus: Zerspanungsmechaniker mit Fachrichtung Drehtechnik, Zerspanungsmechaniker mit Fachrichtung Frästechnik, Teilzurichter, Maschinen- und Anlagenführer, Industriemechaniker und Industriekaufmann- beziehungsweise Industriekauffrau. "Wir bilden sehr gerne unseren Nachwuchs selbst aus", sagt Hermann Heringer, "und es war für uns selbstverständlich, dass wir den Auszubildenden hier bei uns eine neue Chancen gaben", führt der Geschäftsführer aus.

Von den insgesamt 60 Mitarbeitern sind drei Auszubildende. Und für 2016 sind wieder zwei Ausbildungsplätze als Zerspanungsmechaniker und Industriekaufmann frei.

(NGZ)
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