Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt Neusser Terror-Opfer kritisiert Merkel

Neuss · Opfer und Angehörige der Opfer des Terroranschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt vor einem Jahr haben sich in einem Offenen Brief an die Bundeskanzlerin gewandt. Auch der Neusser, dessen Mutter bei dem Anschlag starb, hat den Brief unterschrieben.

Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz ein Jahr nach dem Anschlag eröffnet
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Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz ein Jahr nach dem Anschlag

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Foto: afp

Der Lanzerather Sascha Klösters, dessen Mutter bei dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz im vergangenen Jahr getötet wurde und der selbst mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus kam, ist einer der Mitunterzeichner eines offenen Briefs an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin kritisieren Angehörige einen grundlegenden Mangel an Professionalität mit Blick auf den Terrorismus und Versäumnisse der Kanzlerin im Umgang mit den Familien der Terroropfer. "Bisher wurde man da ja echt nur abgelehnt. Man sucht halt nicht das Gespräch mit den Hinterbliebenen, weil es vielleicht für die Politiker zu unbequem ist", erklärte Sascha Klösters dem ZDF.

Die Kanzlerin habe den Hinterbliebenen der beim Terroranschlag durch den Islamisten Anis Amri getöteten Menschen bislang weder schriftlich noch persönlich kondoliert. "Wir sind der Auffassung, dass Sie damit ihrem Amt nicht gerecht werden", heißt es in dem offenen Brief an die Kanzlerin.

Schließlich habe der Anschlag nicht den unmittelbar betroffenen Opfern, sondern der Bundesrepublik Deutschland gegolten. Es sei eine "Frage des Respekts, des Anstands und eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass Sie als Regierungschefin (...) unseren Familien gegenüber den Verlust eines Familienmitglieds durch einen terroristischen Akt anerkennen". Zudem bemängeln die Opfer, dass die "bisherigen Aktivitäten zur Unterstützung unserer Familien" nicht ausreichend seien.

Der Lanzerather war im vergangenen Jahr zusammen mit seiner Mutter auf einem vorweihnachtlichen Kulturtrip in der Bundeshauptstadt. Am Vorabend der Abreise besuchten sie den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Durch den Glühweinstand, in dem es sich beide gemütlich gemacht hatten, raste wenig später der Lastwagen des Attentäters, erfasste und verletzte den Sohn schwer und trennte ihn von der Mutter. Sie galt zunächst offiziell als vermisst, später war es traurige Gewissheit, dass sie das Attentat nicht überlebte.

Bei dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016 waren zwölf Menschen getötet und mehr als 60 zum Teil schwer verletzt worden.

(NGZ)
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