Neukirchen-Vluyn MFZ: Eine Institution schließt nach 26 Jahren

Neukirchen-Vluyn · Das Mütter- und Familienzentrum schließt seinen Standort an der Hochstraße. Die weitere U3-Betreuung erfolgt in den Räumen der evangelischen Kirchengemeinde an der Lindenstraße.

 Dieses Foto entstand beim Tag der offenen Tür im vergangenen Jahr. Für Kinder und Mütter bleiben schöne Erinnerungen an den Standort Hochstraße.

Dieses Foto entstand beim Tag der offenen Tür im vergangenen Jahr. Für Kinder und Mütter bleiben schöne Erinnerungen an den Standort Hochstraße.

Foto: archivfoto

Im Schaufenster des Secondhand-Ladens für Kindersachen auf der Neukirchener Hochstraße machten Schilder auf die Neuigkeit aufmerksam. Nach 26 Jahren schließt das Mütter- und Familienzentrum (MFZ). "Mit einem lachenden und weinenden Auge", sagt Elisabeth Kühnen, derzeitige Vorsitzende des Vereins. Momentan besuchen sechs Kinder unter drei Jahre (U3) den Flohzirkus, wie sich die Kinderbetreuung nennt. Hinzu kommt eine Krabbelgruppe. Die Kinder und ihre Betreuung ziehen in die Räumlichkeiten an der Lindenstraße um und firmieren nun unter dem amtlichen Begriff des Jugendamtes als Spielgruppe.

"Den Verein lösen wir zu Jahresbeginn auf. Wir sind rund 30 Mitglieder", sagt Elisabeth Kühnen. Der Schritt kündigte sich seit einiger Zeit an, dem sich der Verein nun in Konsequenz stellt. Dass das MFZ sich nach der Decke strecken musste, lag im Konzept. Als gemeinnütziger Verein mit Fachkraft und Ehrenamtlichen finanzierte er sich über die Beiträge vom Flohzirkus, Krabbelgruppen, Mitgliederbeiträgen oder Fördergeldern.

Seit Sommer vergangenen Jahres besteht einerseits ein gesetzlicher Anspruch auf die U3-Betreuung, die Nachfrage im MFZ flaute ab. Andererseits gestaltete es sich immer schwieriger, ehrenamtliche Kräfte zu finden, die sich beispielsweise auch um den Secondhand-Laden kümmerten. Der Erlös trug zur Teilfinanzierung bei. "Heute sind junge Mütter schnell wieder berufstätig und verfügen über keine freien Zeiten mehr, sich ehrenamtlich zu engagieren", sagt Elisabeth Kühnen.

Ohne Ehrenamtliche aber ging es nicht. Das wurde teilweise zum Kraftakt, wenn es um die Bearbeitung von amtlichen Schreiben, der Auseinandersetzung mit neuen Betreuungsregelungen oder Versicherungsfragen ging. "Ich habe es mir nicht so arbeitsintensiv vorgestellt", sagt die 39-Jährige. Dass sich ein U3-Angebot vor 26 Jahren als begehrtes Nischenangebot etablieren konnte, spricht heute für sich. Der Vereinszweck wurde somit erfüllt. Froh ist sie, dass der Flohzirkus als Spielgruppe weiterläuft. "Schade ist, dass der Secondhand-Laden schließt", meint sie. Finanziellen Engpässen und fehlenden Mietzahlungen widerspricht sie.

Ihr Fazit fällt positiv aus. Als Mutter hat sie vor Jahren das Angebot mit ihrer Tochter genutzt. Heute sagt sie als Vereinsvorsitzende: "Unser Konzept ist aufgegangen, schüchternen Kindern eine sanfte Eingewöhnungszeit in die Kindergartenzeit ab drei Jahren zu bieten. Die Betreuung war individuell und somit komfortabel. Eine Situation, die ich heute in den Kita-Angeboten eher nicht erlebe. Sie müssten zeitlich beweglicher sein."

Zum leeren Ladenlokal des MFZ gesellt sich ein weiteres. Das Geschäft für junge Mode Relaxx Outfitter & Coffee Lounge schließt zum Jahresende.

(sabi)
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