Nettetal Doppelzimmer sind zu teuer

Nettetal · Die Vorschläge des CDU-Bundestagsabgeordneten Jörn Spahn stoßen in der Praxis auf Unverständnis.Im Krankenhaus in Lobberich fehlen Platz und finanzielle Mittel, um die Mehrbettzimmer abzuschaffen.

Mehr Komfort für Kassenpatienten im Krankenhaus hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn kürzlich gefordert. Die Vierbett-Zimmer sollten generell verschwinden und dem Doppelzimmer Platz machen. "Aus Sicht des Patienten eine schöne Idee, doch für die Kliniken nicht finanzierbar", erklärt Jörg Schneider. Der Geschäftsführer des Krankenhauses in Lobberich hat für die Vorschläge wenig Verständnis.

"Wir haben überwiegend Drei-Bett-Zimmer. Wenn wir die alle nur noch mit zwei Patienten belegen, müssen wir noch mindestens eine Station anbauen." Zwar seien nicht immer alle 187 vom Land geförderten Betten belegt, doch bei Viruswellen, heftiger Hitze oder Glatteisunfällenstoße die Klinik immer wieder an ihre Kapazitätsgrenzen. "Wir haben eine generelle Auslastung von 80 Prozent. Denn obwohl die Verweildauer abgenommen hat, sind die Fallzahlen doch deutlich gestiegen."

Dafür sorge schon die demografische Entwicklung. Zeiten, in denen kurzfristig alle Betten belegt seien, nähmen zu. "Mehr Personal können wir nicht bezahlen, und ich sehe auch die Notwendigkeit nicht. Unsere Patienten sind zufrieden, und ich bin der Meinung, wir sind gut aufgestellt." Den Vorschlag, Kliniken mit Drei- und Mehrbettzimmern durch Kürzungen der Landesmittel zu bestrafen, hält Pflegedienstleiter Norbert Peffer für fatal. "Zweidrittel unserer Kosten wenden wir für das Personal auf. Da können wir nichts mehr einsparen." Norbert Peffer hält ebenso wie Jörg Schneider das Konzept von Jens Spahn für wenig durchdacht und nicht umsetzbar. "Auch wenn es den Patienten zu wünschen wäre."

Sinnvoller sei schon die Anregung, bei der Belastung der einzelnen Einrichtungen mit Krankenhauskeimen mehr Transparenz zu schaffen. "In den Niederlanden gibt es solche Ranglisten der einzelnen Kliniken bereits, und dort ist das auch ganz gut umgesetzt", sagt Pflegedienstleiter Norbert Peffer. Er sieht allerdings in Deutschland Probleme beim Datenschutz. "Medizinisch ist das wünschenswert, doch gleichzeitig schüren solche Veröffentlichungen auch die Angst vor Ansteckung."

Jörg Schneider bezweifelt gleichzeitig die Aussagekraft solcher Statistiken. "Sie sagen nichts über die Qualität eines Hauses aus. Transparenz ist wichtig, doch dabei darf das Augenmaß nicht verloren gehen." Jörg Schneider sieht deutlich wichtigere Themen im Gesundheitswesen mit denen sich die Politik zuerst auseinandersetzen sollte.

FRAGE DES TAGES

(RP)
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