Reitsport "Aus den Puschen kommen"

Selbstkritisch zieht Isabell Werth eine Bilanz nach den Weltreiterspielen in Lexington/Kentucky. Die einzige Ausbeute dieser Dressur-WM für sie und das deutsche Team ist eine Bronzemedaille im Mannschafts-Wettbewerb.

Jahrzehnte lang haben deutsche Reiter(innen) und Pferde die Dressurszene beherrscht. Diese unglaubliche Vormachtstellung ist vorbei. Bei den Weltreiterspielen in Lexington/Kentcky landete in der Grand Prix Kür die Rheinbergerin Isabell Werth mit ihrem Wallach Warum Nicht auf Rang sechs – die beste deutsche Platzierung in der Abschluss-Prüfung dieser WM. Wieder gewann der Niederländer Edward Gal mit seinem Wunderpferd Totilas. Zum Abschluss der Dressur-Wettbewerbe wurde bei den Weltreiterspielen in Lexington noch einmal deutlich, wie weit das deutsche Team inzwischen von der Weltspitze entfernt ist.

Eine erste Analyse der Krise

Als der dreifache Weltmeister Gal zur Goldkür ins Stadion einritt, stand Isabell Werth schon am Gatter des Nebenplatzes und analysierte die Krise der deutschen Dressur. Aus der fünfmaligen Olympiasiegerin brachen die Worte nur so heraus, die die trostlose Bilanz von Lexington beschrieben: Erneut keine Medaille im Einzelwettbewerb und das schlechteste Resultat der WM-Geschichte. "Es gab auch mal Zeiten, da hatten wir drei Reiter unter den ersten Fünf. Das ist jetzt vorbei", sagte Werth. "Seit geraumer Zeit holen die anderen Nationen auf. Dass die Holländer stark werden, konnte man schon vor zehn Jahren sehen. Sie hatten einen großen Hunger", so die sechsmalige Weltmeisterin vom Niederrhein.

Allerdings habe man in Deutschland die Lage erkannt. "Wir haben uns lange ausgeruht. Doch wir sind wach", sagte die Rheinbergerin. Erste Anzeichen seien zu erkennen. Die WM-Debütanten hätten im Viereck von Kentucky gezeigt, dass sie auf einem guten Weg seien. "Christoph Koschel hat hier eine gute Performance geboten. Das Pferd von Anabel Balkenhol hat viel Potenzial", sagte Werth und meinte über sich selbst: "Ich muss jetzt im Winter mit meinen Nachwuchspferden aus den Puschen kommen. Vielleicht sieht das dann in ein, zwei Jahren wieder anders aus."

Die deutsche Equipe von Bundestrainer Holger Schmezer holte lediglich zum Auftakt eine Bronzemedaille im Team-Wettbewerb (die RP berichtete). Im Grand Prix Special und in der Kür sahen die Richter die Deutschen nur im Mittelfeld.

(RP)
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