Moers Moers muss eine Großstadt bleiben

Moers · Bürgermeister Norbert Ballhaus ist bei der Kommunalwahl Spitzenkandidat der SPD. Er sieht seine Arbeit als langfristige Aufgabe und möchte deshalb weiter als Verwaltungschef wirken. Die Stadt dürfe nicht unter die 100 000-Einwohner-Marke rutschen.

Der Chef im Moerser Rathaus möchte Bürgermeister bleiben: Norbert Ballhaus bewirbt sich als Spitzenkandidat der SPD erneut um das Amt des Bürgermeisters. Mit ihm sprach RP-Redaktionsleiter Dirk Möwius.

Vor fünf Jahren standen Sie ohne große politische Erfahrung plötzlich mitten im Wahlkampf. Jetzt kandidieren Sie aus dem Amt des Bürgermeisters heraus. Ist der Wahlkampf anders?

Ballhaus Auf jeden Fall. Die Aufgaben und Termine des Bürgermeisters dulden keinen Aufschub, so dass der Wahlkampf jetzt zeitlich noch dazu kommt. Vor fünf Jahren hatte ich meinen Urlaub dafür genommen. Aber beim zweiten Mal hat man auch mehr Erfahrung und kann einiges besser umsetzen.

Was sind in diesen Tagen in den Gesprächen mit den Wählern die wichtigsten Themen?

Ballhaus Wir müssen rüber bringen, was alles geleistet worden ist. Und die Liste ist groß — sehr groß. Schulsanierung, Stadtentwicklung mit dem Abriss des Schroeder-Bades oder der Umsiedlung von C&A, der Bau der Feuerwehrgebäude, Straßensanierung oder die ganz-städtische Planung für Sport und Kultur, um nur einige zu nennen. Dann haben wir auch eine Verwaltungsreform vollzogen. Das sind eine ganze Menge Themen.

Nun dient der Wahlkampf auch dem Blick voraus.

Ballhaus Natürlich. Vieles geht ja weiter. Im nächsten Jahr ist das Martinstift saniert und die Schlosserweiterung abgeschlossen. Das Bildungszentrum wird stehen. 2011 werden dann die Sporthallen und das neue Hallenbad in Rheinkamp fertig gestellt. Und 2012 beziehen wird dann die neuen Verwaltungsgebäude, gehen Solimare 2.0 an und die Kö-Umgestaltung. Der Wahltermin ist keine Zäsur, sondern fällt mitten in die laufenden Prozesse.

Ist eine Amtszeit von fünf Jahren zu kurz?

Ballhaus Man kann nicht alle Probleme der Stadt in kurzer Zeit lösen. Ich habe von vorneherein ein Zehn-Jahres-Programm erarbeitet, mit dem wir 2005 begonnen haben. Die Handlungsfelder haben wir nach und nach abgearbeitet, aber vieles ist noch zu tun.

Mit Ihnen als Bürgermeister?

Ballhaus Ich möchte weiter arbeiten. Ich habe einiges gelernt, etwa Verwaltungshandeln oder politisch zu denken. Das fällt dem Ingenieur zwar noch schwer, aber der Bürgermeister muss es können. Wir haben noch einiges anzugehen. Das wichtige Ziel muss dabei sein, Moers nicht unter die 100 000-Einwohner-Grenze schrumpfen zu lassen.

Warum?

Ballhaus Schon finanziell würde die Stadt dann viel schlechter dastehen, vieles wäre nicht mehr möglich.

Wie wollen Sie den demografischen Wandel aufhalten?

Ballhaus Aufhalten kann ich ihn nicht. Aber wir müssen die Stadt für junge Familien attraktiv halten. Letztlich hängt alles zusammen. Etwa unsere Investitionen in die Schulen. Neben Arbeitsplätzen müssen wir alle wichtigen Versorgungseinrichtungen für Kinder bieten — von der Kindertagesstätte über den offenen Ganztag bis hin zu guten weiterführenden Schulen. Und natürlich gehören da auch das Sport- und Kulturangebot dazu.

Auch das Thema "saubere und sichere Stadt"?

Ballhaus Das Thema "Sicherheit" wird subjektiv anders empfunden, als es die Zahlen belegen. Wir haben in Moers keine hohe Kriminalität. Aber sich häufende Vorfälle verunsichern. Dem müssen wir mit Präsenz entgegenwirken, etwa durch die Doppelstreifen von Polizei und Ordnungsamt. Überhaupt freue ich mich, dass die Polizei zum Beispiel durch ihre Fahrradpolizisten so viel Präsenz in der Stadt zeigt.

Und der Aspekt Sauberkeit?

Ballhaus Ich ärgere mich, wenn ohne Rücksicht Graffiti geschmiert werden. Ich ärgere mich über wilden Müll und über Hundekot auf den Straßen oder Spielplätzen. Aber nur mit Verboten kommen wir nicht weiter. Wir müssen in die Köpfe der Menschen rein bekommen, dass man solche Dinge nicht tut. Das ist auch eine Art Marketing für die Stadt.

Was werden Sie am 30. August gegen 20.30 Uhr machen?

Ballhaus Ich bin zunächst im Rathaus und warte die Wahlergebnisse ab. Danach werden wir Sozialdemokraten in Asberg in der Gaststätte Liesen-Eiche feiern. Ich gehe mal davon aus, dass es eine lange Nacht wird, so dass wir uns am Montag morgen zu unserem Frühgespräch in der Verwaltungsspitze ausnahmsweise etwas später als sonst treffen werden.

(RP)
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