Neukirchen-Vluyn Handtaschendieb nutzt Reue nichts

Neukirchen-Vluyn · "Ich war geschockt!" Noch immer entsetzt und verärgert erinnerte sich eine 89-jährige Frau an den Morgen im vergangenen September, als ein Fremder ihr plötzlich mit einem Ruck die Handtasche entriss.

Auf dem Fahrrad sei ein Mann von hinten an ihr vorbeigefahren, habe ihr die Handtasche mitsamt Bargeld und Haustürschlüssel von der Schulter gerissen und sei abgehauen. Der Täter war durch einen anonymen Anruf bei der Polizei verraten worden und musste sich jetzt vor dem Moerser Schöffengericht verantworten. Er wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Vor Gericht konnte man ihm sein schlechtes Gewissen sofort ansehen. "Das ist niederträchtig und nicht zu entschuldigen”, sagt er. Es sei eine Kurzschlusshandlung gewesen, er habe gar nicht gedacht, zu so etwas fähig zu sein. Dann erklärte er, wie es zu der Tat kommen konnte. Seit Jahren sei er drogensüchtig und habe an dem Morgen schon Entzugserscheinungen gehabt. Weil er unbedingt Heroin benötigte, sei er mit seinem Verlobungsring zum Juwelier gegangen und habe ihn versetzen wollen. Das habe aber nicht geklappt. Als er die alte Frau vor einem Lebensmittelgeschäft sah, habe er trotz anfänglicher Bedenken einfach zugegriffen.

Teilgeld zurückgeschickt

Der 34-Jährige hatte trotz des Diebstahls an das Opfer gedacht. Fürsorglich stellte er die Tasche ohne Geld ein Stück weiter mitsamt den Ausweispapieren der Frau ab. Später entschuldigte er sich schriftlich bei der alten Frau und zahlte immerhin schon 25 Euro zurück. Die zweite Entschuldigung vor Gericht wollte das Opfer allerdings nicht annehmen.

Trotz der Reue verurteilte das Gericht den Täter zu einem halben Jahr Haft ohne Bewährung. Ein milderes Urteil sei aufgrund der vielen Vorstrafen nicht vertretbar, erklärte die Richterin. Jetzt bleibe dem Verurteilten allerdings die Möglichkeit, eine Therapie zu machen, dann könnte ihm die Strafe erlassen werden.

(RP)
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