Moers Comedy Arts: Solo für Rether

Moers · Kabarettist Hagen Rether gestaltete den letzten Abend des Comedy Arts Festivals in Moers allein. Das nächste Humorfest findet 2016 erst im September statt.

 Hagen Rether philosophierte in der Moerser Festivalhalle über Politik, Religion und die Flüchtlingsbewegungen nach Westeuropa. Nur der Liebe, so sein Programm-Titel, widmete er sich nicht.

Hagen Rether philosophierte in der Moerser Festivalhalle über Politik, Religion und die Flüchtlingsbewegungen nach Westeuropa. Nur der Liebe, so sein Programm-Titel, widmete er sich nicht.

Foto: kdi

Mit einem Auftritt des Kabarettisten Hagen Rether ging am Sonntag das 39. Comedy Arts Festival in Moers zu Ende. In der Festivalhalle präsentierte der Essener dem Publikum Auszüge aus seinem Programm "Liebe", mit dem er seit Jahren sehr erfolgreich auf Tournee geht und das er dabei immer wieder überarbeitet und aktualisiert.

Im obligatorischen weißen Hemd und schwarzen Anzug nahm Hagen Rether entspannt am Klavier auf der Festivalbühne Platz und unterhielt die Besucher zunächst mit lockerem und unverfänglichem Geplauder. So erklärte er den Bart, den er momentan trägt, damit, dass er irgendwo gelesen habe, "die meisten Frauen fänden Bart doof", woraufhin ihm der Gedanke gekommen sei, dies könne die Lösung all seiner Probleme sein, und er beschlossen habe, sich einen Bart wachsen zu lassen. Den gelassenen Plauderton beibehaltend, wendete sich Hagen Rether allerdings schon bald inhaltlich ernsteren Themen zu.

Dabei ließ er kaum einen Aspekt unseres gesellschaftlichen Lebens aus und sparte nicht mit versteckter und offener Kritik an aktuellen Geschehnissen und Entwicklungen innerhalb von Politik, Wirtschaft oder Religion. So reagierte der Kabarettist verwundert auf Druck und Zorn, den er bei vielen Mitbürgern beobachte, obwohl "die Menschheit noch nie so satt und so sicher war wie heute zwischen Genf und Stockholm". In diesem Zusammenhang äußerte Rether auch seine Bedenken hinsichtlich der gegenwärtigen Bildungspolitik, in der "die Kleinen" immer früher das Abitur machen müssen, obwohl die Lebenserwartung immer höher liegt. "Was ist denn das für ein Gesellschaftskonzept, das dazu führt, dass die Kinder, die Depressionen haben, immer jünger werden, bis schließlich bereits der Fötus Nägel kaut?", fragte der Kabarettist sein Publikum.

Auch die zunehmend fremdenfeindliche Stimmung in unserem Land, in dem "die alten Säcke ohne Testosteron und mit Abitur Hass und Gewalt predigen und die Jungen ohne Abitur und mit Testosteron dann exekutieren", nahm Hagen Rether besorgt zur Kenntnis. Die großen Flüchtlingsbewegungen nach Westeuropa wundern ihn hingegen nicht, denn schließlich "wollen die Flüchtlinge mal sehen, wo ihre Rohstoffe geblieben sind, auf denen wir unseren Wohlstand aufgebaut haben".

Doch als Verfechter des Aufklärungsgedankens sparte Rether auch nicht mit Kritik am mündigen Wähler, der "vor der Wahl angelogen werden will, damit er später sagen kann, er sei angelogen worden", und am mündigen Bürger, der sich darüber wundert, dass "so viele LKW auf den Straßen sind, um ihm seine Zalando-Schuhe zu liefern". Mit einer sehnsuchtsvollen Variation des Klassikers "Somewhere over the rainbow" auf dem zuvor eigenhändig polierten Konzertflügel verabschiedete sich Hagen Rether in der nicht ganz ausverkauften Festivalhalle schließlich von seinen Zuhörern, denen das Lachen das eine oder andere Mal im Hals steckengeblieben sein dürfte.

Rund 3500 Zuschauer haben in diesem Jahr das viertägige Programm in der Moerser Festivalhalle gesehen. Im nächsten Jahr soll das 40. Comedy Arts Festival um einige Wochen in den September verlegt werden. Geplant ist, dass das Comedy Arts Festival 2016 vom 22. bis 25. September in der Festivalhalle stattfindet.

(cas)
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