Mönchengladbach Zweite Bastion vor der historischen Stadtmauer

Mönchengladbach · Rüdiger Pongs erforschte gemeinsam mit dem Stadtarchiv die Gladbacher Stadtbefestigung und beschrieb sie erstmals lückenlos.

 Stadtarchivar Dr. Christian Wolfsberger (li.) und Autor Rüdiger Pongs vor dem Lohmühlenturm mit dem Buch über Stadtbefestigungen.

Stadtarchivar Dr. Christian Wolfsberger (li.) und Autor Rüdiger Pongs vor dem Lohmühlenturm mit dem Buch über Stadtbefestigungen.

Foto: Detlef Ilgner

Die Wissenschaft lebt von Fragen. Antworten auf die richtigen Fragen zu finden, bringt die Forschung weiter. So fragte sich Rüdiger Pongs, ob die auffälligen Grundstücke außerhalb des alten Stadtwalls Resultat bisher nicht bekannter Befestigungsarbeiten des 17. Jahrhunderts sein könnten. Diese ist eine von vielen Leitfragen, die dem neuen Band der Reihe "Beiträge zur Geschichte der Stadt Mönchengladbach" zugrunde liegt. Die fast zehnjährige wissenschaftliche Arbeit mit und an der historischen Stadtmauer Gladbachs hat erstaunliche neue Erkenntnisse zutage gefördert.

Das 400 Seiten starke Werk, das in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und seinem Leiter, Dr. Christian Wolfsberger entstand, legt erstmals eine lückenlose Beschreibung der historischen Stadtbefestigung vor. Im Beisein von Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, den Sponsoren Kniebaum, Bocks & Partner sowie Dr. Ludger Claßen vom Klartext-Verlag wurde das Werk in der Lohmühle präsentiert. Es ist ab sofort im Buchhandel für 29,95 Euro erhältlich.

Der gelernte Druckformenhersteller Rüdiger Pongs, Autor des aktuellen Werks "Die Gladbacher Stadtmauer", konnte sich schon immer für Handgravuren und das damit verbundene Handwerk des Kupferstechers begeistern. Sein paralleles Interesse für Geschichte verbindet sich mit der Leidenschaft für die Kartographie.

Das sogenannte Urkataster Gladbachs von 1812/13 bildet somit den roten Faden der wissenschaftlichen Abhandlung. Anhand der Karte fand Pongs Anhaltspunkte, die auf eine zweite Wallanlage, eine frühneuzeitliche Bastionärbefestigungsanlage, hinweisen. Sein Forschergeist ließ ihm keine Ruhe, so dass er mit Wolfsberger zahlreiche Rundgänge entlang der Stadtmauer unternahm, die ihn teilweise in Keller und Gärten führte. Historische Dokumente, die letztlich die Existenz einer bastionären Wallanlage belegen, konnte Rüdiger Pongs allerdings nicht finden.

Anhand des Urkatasters forschte Pongs auch in die - zeitlich gesehen - andere Richtung. Ihn interessierte ebenfalls die mittelalterliche Kirchhofbefestigung. Dezidiert begründet Pongs die Existenz einer befestigten Anlage vor der Klostergründung 974. Er zieht den großen Normannensturm von 881/2 heran und verknüpft damit fundierte historische Kenntnisse der Baugeschichte.

Aus der zeitlichen Struktur heraus entwickelte Pongs die Gliederung seines Buchs in drei Teile. Der erste Teil, "Ursprünge", befasst sich mit den Ursprüngen der Gladbacher Kirchhofbefestigung. Der zweite, sehr ausführliche Teil "Die Gladbacher Stadtmauer" widmet sich dem Bau der Mauer sowie der Grabenanlagen. Beim "Rundgang entlang der Stadtmauer" kann der Leser Schritt für Schritt anhand erklärender Texte sowie historischer und aktueller Fotos den früheren Mauerverlauf nachvollziehen. Im dritten Teil, "Die Befestigungsanlagen des Dreißigjährigen Kriegs", präsentiert Pongs bisher unbekannte Anlagen und Erkenntnisse.

(apo)
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