Mönchengladbach Körperverletzung: Unter Alkohol schlug sie zu

Mönchengladbach · Seit gestern muss sich die Zweite Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts mit einem nicht alltäglichen Fall befassen. Es geht um schwere Körperverletzung. Auf der Anklagebank sitzt nicht wie meist ein Mann, sondern eine Frau. Die Angeklagte (40) soll einen 47- jährigen Viersener am 22. Mai mit einer Glasflasche angegriffen und durch mehrere Schläge im Kopfbereich lebensgefährlich verletzt haben.

Als die Flasche zerbrach, soll die Frau mit dem Flaschenhals weiter zugeschlagen haben. Das Opfer leidet seitdem unter einer 90-prozentigen Behinderung und hat bleibende Narben im Gesicht.

Frau lebte im Obdachlosenheim

An die Tat selbst kann sich der Alkoholiker nicht erinnern. "Ich überlege jeden Tag, aber es klappt nicht", so der 47-Jährige gestern, der keineswegs einen körperlich schwachen Eindruck machte. Bereitwillig schilderte er die Vorgeschichte. Die Angeklagte hatte der Mann nach deren Haftentlassung im April in Viersen kennengelernt. Die Frau lebte damals in einem Obdachlosenheim. "Ich wollte nicht, dass sie in dem Pennerasyl bleibt", erklärte der Mann gestern. Deshalb habe er ihr angeboten, bei ihm in Viersen zu wohnen.

Die 40-Jährige zog ein. Es soll auch sexuelle Kontakte gegeben haben. Aber ein richtiges Paar waren die beiden offenbar nicht. Was die beiden verband, war offenbar der Alkohol. "Wir waren nicht ständig zusammen", erinnerte sich der Zeuge. Aber meistens seien sie morgens in die Stadt gegangen und hätten sich mit anderen Zechern hinter der evangelischen Kirche getroffen. Sie habe ihm erzählt, dass sie im Gefängnis war und Drogenkonsumentin sei. Ihr Ausweis sei ihr in Holland gestohlen worden. "Doch das Geld, das sie vom Amt bekam, hat sie nicht für die Wiederbeschaffung eines neuen Ausweise verwendet", entrüstete sich das Opfer. Von dem Geld habe man Wodka, weißen Korn und Bier gekauft und zusammen getrunken, gab er schließlich zu.

Die Angeklagte äußerte sich zu den Vorwürfen der Staatsanwältin nicht. Zu ihrer persönlichen Vorgeschichte hat die 40-Jährige viele Fragen, aber nicht alle beantwortet. Bereits als Jugendliche habe sie mit Alkohol angefangen und später mit Heroin.Mehrmals hat sie vergeblich versucht, von den Drogen loszukommen. Ihre Tochter wuchs bei ihren Eltern auf. "Mit der Flasche und an der Nadel hängend, sah ich mich nicht in der Lage, ein Kind zu versorgen", erklärte sie im Gerichtssaal. Sie sitzt nicht zum ersten Mal auf der Anklagebank. Ihr Register soll 22 Vorstrafen enthalten. Der Prozess wird am 18. November fortgesetzt.

(RP)
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